Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll100. Sitzung / Seite 48

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Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Win­zig. – Bitte.

 


10.07.08

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätz­ter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Deimek, ich darf ausnahms­weise bei Ihnen anschließen: Auch Wolfram von Eschenbach spricht von Weingärten in Erfurt, aber nichtsdestotrotz ist die größte Herausforderung der nächsten Jahrzehnte die Reduktion des Treibhauseffektes. Der unmittelbare Zusammenhang zwischen der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre und der Erwärmung der Erde steht außer Streit, außer bei einigen Abgeordneten der FPÖ.

Ja, es gab Klimaveränderungen in der Geschichte, aber es ist so, dass menschliche Handlungen diese Veränderungen beschleunigen und vor allem auch verstärken. Die weltweite CO2-Situation zeigt, dass China mit 26,4 Prozent und die USA mit 17,7 Pro­zent des weltweiten CO2-Ausstoßes die Hauptverursacher des Treibhauseffektes sind. Hingegen liegt Deutschland bei 2,2 Prozent und Österreich bei 0,23 Prozent.

Wenn man davon ausgeht, dass 1,2 Milliarden Menschen auf dieser Welt keinen Zu­gang zu Energie haben und die Weltbevölkerung von 7 Milliarden auf 9,3 Milliarden Menschen steigen wird, wird laut Professor Rose die Nachfrage nach Energie bis zum Jahr 2050 um 30 bis 60 Prozent ansteigen. Die Erderwärmung würde von 3,2 Grad bis 5,4 Grad steigen, und vor allem die USA, China, Russland und Indien müssen massive Anstrengungen unternehmen, um eine Steigerung auf maximal 2 Grad zu fixieren, je­doch geht die Entwicklung in diesen Ländern in eine ganz andere Richtung.

Indien wächst auf 1,3 Milliarden Einwohner, das durchschnittliche Einkommen in China beträgt derzeit 300 € pro Monat, und auch diese Länder streben an, unseren Wohl­stand, unseren Standard zu erreichen. Leider setzen sie bei ihrer Wirtschaftsentwick­lung auf ganz andere Maßnahmen, weniger auf erneuerbare Energie, mehr auf Nuklear­energie und vor allem auch auf einen massiven Kohleabbau. (Abg. Brunner: Das ist mehr als zynisch!) Man rechnet damit, dass Kohlevorkommen für noch 1 300 Jahre zur Verfügung stehen, aber auch die USA verfügen noch über genügend Öl- und Schie­fergasressourcen. Gerade diese Staaten gehören in einem Weltklimavertrag verpflich­tet.

Herr Kollege Lugar, Sie sind offensichtlich schlecht informiert, denn in Österreich sind in den letzten zehn Jahren – mit Ausnahme des Jahres 2010 – die Treibhausgasemis­sionen kontinuierlich gesunken. (Zwischenruf des Abg. Lugar.) Ein Minus von 13,9 Pro­zent bei einem Wirtschaftswachstum von 11,1 Prozent zeigt, dass unsere Klimaschutz­maßnahmen Wirkung zeigen. Österreichische Betriebe sind vorbildlich bei Energieef­fizienz, bei Umweltschutz, und auch die Hunderten Einreichungen beim Klimaschutz­preis beweisen, dass sich unsere Wirtschaft durchaus der Verantwortung bewusst ist.

Die Reindustrialisierung in Europa sowie der Ausbau der Industrie in Österreich setzen eine sichere und kostengünstige Versorgung voraus. Auch wenn Kollegin Glawischnig-Piesczek von den Grünen angeführt hat, dass die Green Jobs alles ersetzen werden: Das stimmt nicht! Eine Studie in Oberösterreich zeigt, dass mit Green Jobs der Verlust von Industriearbeitsplätzen nicht ausgeglichen werden kann. Darum ist es wichtig, dass wir die energieintensive Industrie nicht aus Österreich verjagen, denn diese Ab­wanderungen lösen nicht das Problem (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber), sondern stellen uns vor weitere, noch schwierigere Herausforderungen.

Wie eine Studie der KPMG über das Industriebundesland Nummer eins zeigt, ist Inte­gration von Klimaschutz und Industrie die beste Variante und sichert auch 5 000 neue Jobs; andere Varianten würden das nicht machen.

 


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