Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll102. Sitzung / Seite 43

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Präsident Karlheinz Kopf: Die von Herrn Abgeordnetem Steinbichler soeben einge­brachten Entschließungsanträge sind ausreichend unterstützt und stehen mit in Verhand­lung.

Die beiden Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Leopold Steinbichler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Lebens­mittelkrisenplan“

eingebracht in der 102. Sitzung des Nationalrats am 12.11.2015 im Zuge der Debatte zu TOP 1 - Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2015 der Bundesregierung (III-210/809 d.B.)

Eine rasant wachsende Bevölkerung sowie immer mehr Umwelt- und Klimaprobleme führen zu einer Lebensmittelknappheit, welche fatale Folgen für die gesamte Weltbe­völkerung haben wird.

Einige Länder kämpfen bereits jetzt mit einer ernst zu nehmenden Nahrungsmittel­knappheit. Die Lebensmittelproduktion müsste um rund 60% bis Mitte des Jahrhun­derts gesteigert werden, um Hunger in der Bevölkerung zu vermeiden. Es muss mit sozialen Aufständen und massiver Unterernährung gerechnet werden. Venezuela zählt beispielsweise heute zu einem „Problemland“, wo nun auch die Bevölkerung auf­schreit. Aber wir brauchen gar nicht auf einen andern Kontinent zu blicken, denn hier­zulande werden in Zukunft ähnliche Probleme herrschen, wenn wir nicht etwas dage­gen tun.

Österreich ist Weltmeister bei der Bodenversiegelung. Im vergangen Jahr wurden rund 7,5 ha/Tag für Bau- und Verkehrsflächen sowie 10,5 ha/Tag für Erholungs- und Ab­bauflächen- und Betriebsflächen verbaut. Dadurch gehen wertvolle Böden verloren und stehen daher nicht mehr für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung und für die Lebens­mittelproduktion zur Verfügung.

Unsere Gäste in der Hotellerie und Gastronomie, aber auch die heimischen Konsu­menten, werden mit Rindfleisch internationaler Herkunft (z.B. aus Neuseeland, Bra­silien, Südamerika, usw.) bewirtet. Zudem bedeutet jeder geschlossene Bauernhof ei­nen Verlust an Lebensmitteln, denn all das sind Lebensmittelproduzenten die aufgrund der derzeitigen Lage in die Knie gezwungen wurden. Früher oder später wird dieses Verhalten zu einem sich verstärkenden Problem führen.

Außerdem wird Prognosen nach die Weltbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten auf ca. 9 Milliarden Menschen steigen. In Anbetracht unseres derzeitigen Ressourcenver­brauches bräuchten wir in knapp 40 Jahren 3 Erden, um eine Nahrungsmittelknappheit zu verhindern, so die Umweltorganisation WWF. Die Tendenz ist jedoch weiter stei­gend. Laut UN werden im Jahr 2100 zehn Milliarden Menschen unseren Planeten be­wohnen.

Auf der einen Seite der Weltkugel hungern sich Menschen zu Tode und auf der ande­ren werden noch essbare Lebensmittel in Unmengen weggeworfen. Wertvolle Lebens­mittel werden durch Substitute ersetzt oder aus Ländern importiert, wo die dort lebende Bevölkerung Hunger leidet. Selbst in Österreich werden jährlich unvorstellbare Mengen an genießbaren Nahrungsmittel entsorgt. Dabei landen pro Jahr im Durchschnitt in et­wa 157.000 Tonnen Lebensmitteln im Müll.

Eins ist klar, wir können unseren Lebensstil nicht weiter so fortführen. Daher müssen Lösungen für diese Problematik gefunden werden.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

 


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