Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll109. Sitzung / Seite 102

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das Ärztearbeitszeitgesetz umgangen wird? (Abg. Wöginger: Sie kennen sich da ja gar nicht aus!) – Das ist aber eine sehr schwache Argumentation, Herr Abgeordneter Wöginger. Würden Sie vielleicht auf die Argumente eingehen? (Abg. Wöginger: Das ist Ihr Problem, dass Sie sich da nicht auskennen!)

Ich kann auch die Auffassung nicht teilen, dass man ja, wie die SPÖ sagt, sozusagen auch eine private Praxis neben dem Spitalsdienst hat. Das ist nicht dasselbe, ob ich ein- oder zweimal am Nachmittag selbst gesteuert eine private Praxis führe oder eben in einer Krisensituation schnelle Entscheidungen treffen und höchst riskante Situa­­tionen bewältigen muss. Wir können also nicht nachvollziehen, warum Sie dieses Risiko wieder eingehen.

Ansonsten sind unter diesen zehn Tagesordnungspunkten leider noch viele, die zu kommentieren wären. Ich finde es schade, dass wir die Bürgerinitiative rund um die AMS-Mittel nicht ausführlicher diskutieren konnten, weil es dringend notwendig wäre, das AMS mit mehr Mitteln auszustatten. Ja, die Mittel werden nicht gekürzt, wie die Initiative das auch verlangt, aber im Verhältnis zum Anstieg der Zahl der Ar­beitsuchenden steigen sie einfach zu wenig. Von Jahr zu Jahr haben wir weniger Geld für den einzelnen Arbeitsuchenden zur Verfügung, und das ist höchst bedauerlich. Wir Grüne fordern eine stärkere Erhöhung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik. (Beifall bei den Grünen.)

13.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Winzig. – Bitte.

 


13.33.17

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Kolleginnen und Kollegen! Ich beziehe mich auf den Antrag von Kollegin Dietrich zur Lehrlingsmobilität. Ja, aus Sicht der Wirtschaft ist es wünschenswert, dass die Lehr­linge mobil sind, aber ich weiß aus eigener betrieblicher Erfahrung, dass das nicht das Allheilmittel für das angesprochene Problem ist. Frau Kollegin Dietrich, es wäre wirklich einfach, wenn man das so machen könnte. Wir haben in Oberösterreich 2 000 offene Lehrstellen. Schön wäre, wenn wir jetzt 2 000 Lehrstellensuchende von Wien nach Oberösterreich übersiedeln könnten. Leider funktioniert das nicht, obwohl natürlich die Mittel dafür zur Verfügung stehen würden. Unser Wirtschaftslandesrat, aber auch die in Frage kommenden Betriebe würden sofort bereit sein, das zu unterstützen, ohne dass wir das gesetzlich verankern müssten.

Woran scheitert es? – Es scheitert an der Mobilitätsbereitschaft der Lehrlinge. Ich habe das gleiche Problem. Für meinen Lehrberuf ist die Berufsschule in Ferlach, und da haben schon einige deshalb die Lehre abgebrochen, weil eben der Freundeskreis in den acht Wochen dann anscheinend verlorengeht, wenn sie nicht zu Hause sind. Wir fordern dies auch von arbeitslosen Erwachsenen nicht ein. Da diskutieren wir auch dauernd über die Zumutbarkeit von gewissen Distanzen.

Es scheitert aber natürlich auch an der Qualifikation und an der sozialen Kompetenz.

Da ja dieser Lehrlingsmangel aufgrund der demografischen Entwicklung auch in ande­ren Bundesländern noch auftreten wird, halte ich es für wichtiger, dass wir die Lehre weiterhin attraktivieren durch Vergleichbarkeit und Gleichwertigkeit mit dem schuli­schen System, durch eine Verstärkung der Potenzialanalyse für alle Jugendlichen, um ihre beruflichen Stärken zu erkennen, aber auch durch Erreichen der Bildungsstan­dards in der achten und neunten Schulstufe.

Was mir in Ihrem Antrag nicht gefallen hat, ist das Gegeneinander-Ausspielen der österreichischen Lehrstellensuchenden und der Flüchtlinge, denn die gesellschaftliche


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