Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll111. Sitzung / Seite 351

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Ich muss Ihnen sagen: Schmerz ist ein integraler Bestandteil der medizinischen Be­handlung. Ich teile Ihre Meinung überhaupt nicht, Frau Abgeordnete, dass man für jeden Schmerz einen eigenen Facharzt braucht. Man braucht vielleicht drei Extrem­zentren in Österreich. Man braucht auch Schmerzambulanzen, damit das im Spital stattfindet. Man braucht auch – es ist eigentlich ein Treppenwitz – Praxen, in denen Schmerz multimodal mit Psychologen, Physiotherapeuten und Ärzten behandelt wird.

Ich finde es schon interessant, dass die ehemalige Gesundheitsministerin Kdolsky heute als Schmerztherapeutin privat niedergelassen ist. Das ist keine tolle Sache für die österreichische Schmerztherapie. (Abg. Fekter: Die hat genauso gut gelernt wie du!)

Insgesamt muss ich sagen, dass es besser geworden ist. Ich habe damals so gezittert, als ich mein erstes Morphinrezept ausgestellt habe. Heute kann man das einfach, und ich glaube, dass der Fortschritt der Medizin oft wesentlich schneller ist, als wir mit unseren Systemen nachkommen.

Natürlich brauchen wir endlich diese Schmerzambulanzen. Es kann nicht sein, dass ein Spital sagt, es ist eine Schmerzambulanz, wenn es drei Stunden in der Woche offen hält. Es ist auch nicht gescheit, wenn von zwei Schmerzdiensten im AKH einer eingesperrt – Pardon: eingespart – wird. (Allgemeine Heiterkeit. – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das eine und das andere ist nicht gut!)

Es ist wirklich nicht gescheit, weil eine gute Schmerztherapie natürlich auch Zeit und Zuwendung benötigt. Das heißt, wir haben auf allen Ebenen im System Nachholbedarf.

Es ist auch nicht gescheit, wenn die Kassen manche Medikamente schlicht und einfach de facto verhindern – wie das Tapentadol, das Targin, das Dronabinol, wie das Versatis-Pflaster. Ich habe das jetzt konkret benannt, falls mich dann jemand von der Kassa anruft: Das liegt in marginalen Bereichen der Kosten, und ich glaube, das sollte nicht sein, denn jeder, der einmal ein ganzes Wochenende Zahnschmerzen gehabt habt, weiß, was Schmerzen für die Psyche bedeuten, weiß, was diese Befindlichkeit bedeutet.

Ich glaube, Patienten wehren sich nicht oft – das glaube ich nicht, das weiß ich –, aber wir alle werden einmal Patienten. Deshalb denke ich, dass wir uns dem Thema Schmerz schon widmen sollten, und zwar auf einem hohen Niveau und nicht so, wie ich angefangen habe. Der Schmerz und die Lunge haben in meinen jungen Jahren als Arzt nicht existiert, sondern nur die Thrombozytenzählung. Das möchte ich verhindern. (Beifall bei der ÖVP.)

22.41


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Mag. Loacker gelangt als Nächster zu Wort. – Bitte.

 


22.41.29

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ungern unterbreche ich die Serie „Das Leben und ich“ von Dr. Erwin Rasinger. (Allgemeine Heiterkeit und Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ, ÖVP und Grünen.)

In diesem Tagesordnungspunkt sind mehrere Themen zusammengefasst, und eines möchte ich herausgreifen, nämlich meinen Antrag zum Leistungsbericht der Kranken­kassen. Die finanziellen Reserven der Krankenkassen haben sich in den letzten Jahren spannend entwickelt, und zwar hat sich das Finanzvermögen der Gebietskranken­kassen von 680 Millionen € im Jahr 2010 auf 1,3 Milliarden € im Jahr 2014 erhöht. In vier Jahren hat sich das Finanzvermögen der Gebietskrankenkassen also verdoppelt.

 


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