Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll113. Sitzung / Seite 142

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Wir haben nach wie vor ein altmodisches Zählsystem der Arbeit nach Wochenstunden. Das entspricht nicht mehr der Realität an unseren Schulen. Gehen wir hin und machen wir ein Jahresarbeitszeitmodell, damit sich Lehrerinnen und Lehrer auch nicht weiter vorwerfen lassen müssen, sie würden so wenig arbeiten – das tun sie nämlich nicht –, weil viel von ihrer Arbeit nicht gezählt wird. Da müssen wir ansetzen!

Das sind ganz konkrete Hinweise auf Sachverhalte, angesichts deren ich sage: Ja zu Reformen, Ja zu Veränderungen, aber Nein zu einem Kahlschlag, durch den wir unser Ziel nicht erreichen.

Wir wollen – und auch da mangelt es – eine gleichwertige Ausbildung aller Pädago­gInnen, vom Kindergarten bis in die Sekundarstufe II. Ich unterstreiche noch einmal, damit das klar ist: gleichwertig, nicht gleichartig.

Natürlich muss eine Lehrkraft, die 14- bis 18-Jährige unterrichtet, eine andere Aus­bildung genossen haben als eine Elementarpädagogin, die ein- bis sechsjährige Kinder zu betreuen und in einer gewissen Form auch zu unterrichten hat – denn der Kinder­garten ist eben die erste staatliche Kinderbetreuungseinrichtung. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Mir ist aber wichtig, noch etwas anderes anzumerken: Bei uns braucht es ein Bekennt­nis zu einem modernen staatlichen Schulwesen. Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass Privatschulen gleichgestellt werden, dass nicht-konfessionelle den konfes­sionellen Privatschulen gleichgestellt werden. Aber unsere Hauptaufgabe ist es, das staatliche Schulwesen in eine Situation zu bringen, die ähnliche Handlungsspielräume eröffnet, wie sie in Privatschulen gegeben sind – das ist derzeit nicht der Fall. Dafür brauchen wir ein modernes LehrerInnen-Dienstrecht, das auf die Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer eingeht, das den Schulen ermöglicht, neue Unterrichtsformen zu erproben, sie durchzuführen und dann auch wieder zu verändern, ohne dass es rechtliche Komplikationen gibt.

Unser Motto lautet also: Reformen ja, Kahlschlag nein. (Beifall bei den Grünen.)

13.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter El Habbassi. – Bitte.

 


13.04.01

Abgeordneter Asdin El Habbassi, BA (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin voll bei dir, Kollege Strolz, wenn es darum geht, festzustellen, dass wir mehr Autonomie brauchen, und wir sind uns auch eins mit allen Experten – von der Bertelsmann-Stiftung angefangen –, die sagen, guter Unterricht beginnt bei den richtigen Pädagoginnen und Pädagogen. Was wir brauchen, ist mehr Wertschätzung, mehr Anerkennung für diesen Beruf und möglichst viele Freiheiten, damit die Pädagogen und Pädagoginnen in diesem Land das tun können, wofür sie studiert haben, wofür sie dann auch in die Schule gegangen sind, nämlich jungen Menschen zu helfen, sich zu entwickeln, ihnen etwas beizubringen und ihre Persön­lichkeiten auszubilden. Was wir aber nicht brauchen, ist Verunsicherung. Das haben Kollegin Jank und Kollege Walser sehr schön ausgeführt.

Kollege Strolz, du bist ein systemischer Mensch. Du kommst aus dem systemischen Denken, in welchem darauf Wert gelegt wird, dass man einen Schritt nach dem ande­ren macht. Mit diesem Autonomiepaket der Bundesregierung haben wir jetzt den ersten Schritt gesetzt. Alles, was mit Personal- und Dienstrecht zu tun hat, kommt danach im Sinne des Prinzips „Form follows function“ und muss am Ende des Prozes­ses stehen. Ich glaube, damit sollten wir jetzt den Schulapparat nicht überfordern und auch nicht alle möglichen Ängste – etwa vor einer Hire-and-fire-Politik – schüren und


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