Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll119. Sitzung / Seite 48

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Zum anderen sagt das Finanzministerium, dass die Vorgangsweise des Kulturressorts bei der Entscheidungsfindung betreffend den Standort, den thematischen Umfang so­wie die Art und Weise der konkreten Präsentation der Inhalte – Zitat – „im Widerspruch zu den aktuellen internationalen museologischen Standards“ steht, also von vornherein unseres Erachtens ein Problem darstellt.

Dazu kommt dann noch, dass zahlreiche Experten eben in handwerklicher, aber auch in inhaltlicher Hinsicht Kritik üben; etwa die Akademie-Rektorin Eva Blimlinger. Sie schätzt nämlich, dass das Heldenplatz-Gesamtprojekt, inklusive eines eventuellen Hauses der Zukunft, welches die ÖVP ins Spiel gebracht hat, auf gar 250 Millionen € kommen könnte, inklusive Tiefspeicher und Garage. Wenn man diese Summen hört, dann ist das sehr, sehr viel Geld. Da sollte man sich wirklich überlegen, ob man so einer Vorla­ge zustimmt, wenn man weiß, dass es eben auch inhaltliche Schwächen gibt.

Zum anderen gibt es, wie schon erwähnt, die Kritik zahlreicher Experten abseits des als SPÖ-nahe geltenden Professors Rathkolb – dazu gibt es Zitate, die ich Ihnen gleich zum Besten bringen darf –, angesichts der man sich wirklich die Frage stellen muss, ob das nur ein Ideologieprojekt der SPÖ ist oder eben ein tatsächlicher, ernst zu nehmen­der Versuch, ein Haus der Geschichte zu implementieren.

Das ist zum Beispiel der Historiker Gerhard Botz, der da meint, der Titel „Haus der Ge­schichte“ ist „eine Art Lebenslüge“, es müsste eigentlich „Haus der Zeitgeschichte“ heißen. Es ist auch Herr Botz, der sagt, dass „ein Staat mit so einem Museum immer Identitätspolitik betreibt, das dürfen wir nicht vergessen.“

Es ist ein Historiker namens Hannes Leidinger, der sagt, dass es „eine Ungeheuerlich­keit [ist], dass die Republik auf diesen Raum“ – gemeint ist die Neue Burg – „zugreift“.

Oder der Historiker vom Staatsarchiv Michael Hochedlinger, der meint, dass sich der Verdacht aufdrängt, dass dies „außerwissenschaftlichen Zwecken“ wie der „moralpäda­gogischen Zurichtung und Belehrung des (Staats-)Bürgers“ dienen könnte und das Gan­ze ein „Geschichtsminimundus in der Neuen Burg“ werden könnte.

Für uns Freiheitliche ergibt sich aus dieser Fundamentalkritik einerseits inhaltlicher Na­tur und eben auch der handwerklichen Fehler, die da begangen werden, was die Fi­nanzierung betrifft, dass man nach 70 Jahren der Überlegungen für so ein Haus der Geschichte das nicht in einer Husch-Pfusch-Aktion – Stichwort Begutachtungsverkür­zung – über die Bühne bringen muss. Wir sind der Meinung, dass man da zurück an den Start gehen sollte, und werden dieser Regierungsvorlage nicht zustimmen. – Dan­ke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.07


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Hakel. – Bitte.

 


11.07.36

Abgeordnete Elisabeth Hakel (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Lie­be Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen in Ihrer Schulzeit war, aber in meiner Schulzeit habe ich im Geschichtsunterricht sehr viel über die Römer und ihre Eroberungen, über die Griechen und ihre Errungenschaften und natürlich auch über die Habsburger gelernt.

In meinem Geschichtsbuch der Unterstufe befanden sich genau zwei Seiten über den Zweiten Weltkrieg, darunter – ich kann mich noch ganz genau erinnern – ein Kasten mit den Jahreszahlen, aber keine inhaltliche Erklärung. Viel mehr fand ich auch nicht über den Ersten Weltkrieg, den Wiederaufbau Österreichs und die Frage, warum es in Berlin eine Mauer gab. Und die Rolle, die Österreich dabei spielte, habe ich erst ver­standen, als ich im November 1989 als Zwölfjährige die Fernsehberichte sah. Mein Wissen über die Geschichte Österreichs habe ich mir erst viel später aufgrund eigenen Interesses erlesen beziehungsweise nachgelesen.

 


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