Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll119. Sitzung / Seite 57

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men erwartbar und auch gut so. Am dichtesten war sie vielleicht bei der Enquete des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Oktober des letzten Jahres, zu welcher bald der Sammelband erscheinen wird oder schon erschienen ist. Diese Diskussion wird noch weitergehen, aber jetzt ist einmal die Entscheidung gefallen, dass es ein „Haus der Geschichte Ös­terreich“ – mir wäre lieber „Österreichs“, das wäre einfach schlüssiger – geben soll, und das finde ich gut.

Auch die Standortentscheidung ist gefallen, und auch sie hat durchaus Perspektiven. Jetzt geht es in der Tat darum, wie der Herr Minister schon gesagt hat, das Ganze mit Konzepten, mit Inhalten, mit Erzählungen zu füllen. Das wird noch eine schwierige Auf­gabe werden, und auch diese wird nicht ohne Kontroversen ablaufen. Zeitgeschichte, die ja hier präsentiert werden soll, ist naturgemäß besonders kontrovers. Deswegen hat etwa auch Egon Friedell in seiner „Kulturgeschichte der Neuzeit“ von der Unmöglichkeit und auch dem Unsinn von Zeitgeschichte gesprochen. Das kann man natürlich auch de­battieren.

Wie auch immer, ich denke, es ist eine wichtige und richtige Einrichtung, die wir hier angehen, und wir sollten uns konstruktiv einbringen. Ich werde das auch ganz konkret tun. Die Österreichische Forschungsgemeinschaft, der ich seit Kurzem vorstehe, wird am 10. Juni dazu eine Tagung machen, wie denn dieses Haus nun auszugestalten wä­re. Es gibt eine Fülle von Experten, die da Beiträge leisten können, natürlich insbeson­dere Historiker, aber nicht nur diese, sondern auch Museumspädagogen, denn gerade die Museumspädagogik macht rasante Fortschritte. Aber vor allem müssen auch in­ternationale Erfahrungen einfließen.

Da bin ich bei einer Bitte: Die Internationalität darf keineswegs zu kurz kommen, denn die Perspektive von außen ist sehr wichtig. Und eine weitere Perspektive, die mir als Tiroler auch wichtig ist, ist die Perspektive der Länder. Denn: Die österreichische Ge­schichte wurde nicht nur in Wien gemacht, daher ist es wichtig, dass auch die Länder den gebührenden Stellenwert bekommen.

Gehen wir es also an! Ich lade dich, Herr Minister, und auch den Herrn Kollegen Rath­kolb ganz herzlich ein, uns bei der Tagung am 10. Juni Beiträge zu liefern. Das soll ein kleiner Beitrag meinerseits oder unsererseits sein. Aber es sollten viele weitere wer­den, sodass das Ganze eine Erfolgsgeschichte wird. (Beifall bei der ÖVP.)

11.44


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Rosenkranz. – Bitte.

 


11.45.00

Abgeordnete Barbara Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ho­hes Haus! „Geschichte ist die geistige Form, in der eine Kultur sich Rechenschaft über ihre Vergangenheit ablegt.“ – Man kann das Bedeutende an der Geschichte nicht bes­ser fassen, als es Johan Huizinga getan hat, und unter diesem Blickwinkel, Herr Bundes­minister, ist das, was Sie hier vorlegen, ein sehr reduzierter Prozess von Geschichte.

Sie, Herr Bundesminister, wollen eine Geschichte der beiden Republiken darstellen, aber – und darauf werde ich noch näher zurückkommen – nennen dennoch dieses Projekt „Haus der Geschichte“. Das ist interessant! Das ist genau der Punkt, an dem sich die Kritik sehr vieler Historiker entzündet hat, die sagen, es sei schlechterdings unmöglich, eine schlüssige Geschichte Österreichs darzustellen – wobei das mit dem Genetiv wirklich schrecklich ist, aber es passt zu diesem Konzept ganz gut und hat ein bisschen etwas von der Form, wie es heute im „Kurier“ stand, nämlich: Nach der Schu­le gehe ich AMS!; das passt irgendwie ganz gut dazu –, es sei also unmöglich, die Ge­schichte Österreichs darzustellen und die Habsburger Monarchie einfach auszulassen.

 


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