Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll119. Sitzung / Seite 58

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Die Frage ist: Warum tun Sie das und warum beharren Sie auf diesem Namen? Wa­rum nehmen Sie die Anregung nicht auf, einfach zu sagen: Haus der Geschichte der Republiken Österreichs – oder der Ersten und der Zweiten Republik.

Zuerst einmal: Trauen Sie sich eine umfassende Geschichte nicht zu? – Das kann es nicht sein! Denn: Wenige Minuten von hier haben wir Historiker von wahrhaft internatio­nalem Standard. Ich will gar nicht erst reden vom Institut für Österreichische Ge­schichtsforschung, das genau, wie Sie natürlich wissen, zu dem Zweck der Herausbil­dung einer österreichischen Identität in den 1850er Jahren geschaffen worden ist und ein historisches Institut ist, das heute auch in vielen anderen Disziplinen – man kann sagen: weltweit – führend ist.

Warum reduzieren Sie so? – Das haben Sie ja nicht immer getan. 1996, als es übri­gens auch eine rot-schwarze Regierung gab, haben Sie das ganz anders gesehen. Da haben Sie mit der Ostarrichi-Urkunde – dass Sie das nicht leisten konnten, was Sie da­mals wollten, steht auf einem anderen Blatt, darauf gehe ich jetzt nicht ein – versucht, eine eigenständige Identität Österreichs bis ins frühe Mittelalter zurück zu erzählen. Warum also dieser Paradigmenwechsel? Warum jetzt 1918? Das ist interessant! Und warum weigern Sie sich, das auch klar und deutlich darzutun und den Namen zu än­dern?

Der Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung hat Ihnen in einer Stellungnahme, die ja dem Protokoll beiliegt, tatsächlich den Etikettenschwindel vorge­worfen. Ja, es ist auch so! (Beifall bei der FPÖ.)

Da kommen wir schön langsam ans Eingemachte: „Geschichte ist die geistige Form, in der eine Kultur sich Rechenschaft über ihre Vergangenheit ablegt“, sich Identität gibt und da natürlich auch gleichzeitig die Perspektive für die Zukunft zuschreibt. Und das passiert ja da auch.

Wenn man sich anschaut, was da im Museumskonzept steht – ich habe es gelesen, und ich zitiere jetzt daraus; eben die österreichische Geschichte ab 1918 –, dann sieht man, dass dann, wenn es notwendig ist, nur wenn es notwendig ist, ein Längsschnitt auch ein bisschen weiter zurück gemacht wird, wie zum Beispiel dieser Art, dass über Beziehungen und Kulturkontakte zum Osmanischen Reich – das war eine ganz starke Beziehung, militärisch einerseits, andererseits natürlich auch kulturell – ausschließlich dann die Rede ist, wenn diese für Österreich so wirkmächtige Begegnung – sei es so gewesen oder abwechselnd – als „Wurzel“ des „Gastarbeiterabkommens von 1964“ betrachtet wird.

Und jetzt sind wir dabei: Was Sie sich da geben, ist eine Identität als multikulturelles Einwanderungsland. Das braucht keine österreichische Geschichte, das stört sie nur! Dieses Projekt, Herr Minister, ist natürlich politisch intendiert, es ist tendenziös und es ist auch unredlich (Beifall bei der FPÖ), denn es usurpiert den Namen „österreichische Geschichte“, um in Wahrheit österreichische Geschichte wegzuretuschieren.

Darüber, dass Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren von der ÖVP, auch dem zustimmen, wundern sich viele, die Ihnen sehr nahe stehen. Wir jedenfalls werden hier nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)

11.49


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Kucharowits. – Bitte.

 


11.49.35

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf gleich einmal vorweg für meinen Kollegen Ehmann die Schülerinnen und Schüler von „PROGRESS Steiermark“ herzlich bei uns im Parlament begrüßen. Herzlich willkommen! (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS.)

 


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