Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll121. Sitzung / Seite 56

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Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich nehme die un­terbrochene Sitzung wieder auf.

13.16.20Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Panama-Leaks: Versäumnisse in Österreich und die fehlende Aktivität der Bundesregierung bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Steuerbetrug auf europäischer und internationaler Ebene (1620/A)(E)

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung des Selbständi­gen Antrages 1620/A(E).

Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Begründung

Geldwäsche und Steuerbetrug, Steuerhinterziehung, Steuervermeidung und Terror­finanzierung: Panama Leaks ist die Spitze eines Eisbergs und die Folge eines über drei Jahrzehnte bis zum Ausbruch der Bankenkrise 2007 grassierenden Deregulie­rungswahns auf beiden Seiten des Atlantiks: initiiert durch global agierende Konzerne und Lobbyisten, die taumelnde, nationale Regierungen gleichsam nach Belieben vor sich hertreiben.

Bankenrettungspakete in Milliardenhöhe, Einsparungen bei Bildung, Gesundheit und So­zialem: Kürzen bei den Menschen, Steuergeld für Risikoinvestoren und Banken. Wirt­schaftliche Stagnation, steigende Arbeitslosigkeit, fallende Reallöhne in Europa, Ver­dunkelungsoasen für die Reichen in Europa, Übersee und anderswo. Das verursacht Politikverdrossenheit, Unverständnis und Wut.

Schluss mit dem globalen Versteckspiel

Der Ökonom und Steueroasenexperte Gabriel Zucman schätzt, dass sich ca. 8 % des globalen Finanzvermögens in Verdunkelungsoasen befinden, das entspricht 5.800 Mil­liarden Euro. Den globalen jährlichen Steuerausfall durch Steueroasen schätzt Zucman auf 130 Milliarden Euro, davon entfallen 40 % allein auf Europa. Die öffentliche Em­pörung über Panama Leaks ist nicht allein im Steuerausfall in Milliardenhöhe begrün­det, sondern vor allem in der systematischen Steuerungerechtigkeit: Während einige wenige jedes Schlupfloch ausnutzen und ihr Vermögen verstecken und/oder so lange von Land zu Land schieben bis praktisch keine Steuern mehr bezahlt werden müssen, übernehmen Erwerbstätige genauso wie kleine und mittlere Unternehmen die Finanzie­rung des Wohlfahrtstaates. Die Großen können es sich durch komplexe Konstruktionen richten, während der Rest diese Gestaltungsmöglichkeiten nicht hat. Für den sozialen Zusammenhalt und das demokratische System ist es aber entscheidend, dass alle einen fairen Beitrag leisten.

Vom ehemaligen Schurkenstaat zum Vorzeigeland

Beim Kampf gegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Steuervermeidung haben die österreichische Bundesregierung, insbesondere aber die ÖVPFinanzministerInnen eine langjährige Tradition des Verharmlosens und Verzögerns. Dazu einige Beispiele:

Widerstand bis zuletzt wurde bei der Abschaffung der Anonymität von Sparbüchern geleistet. SPÖ Finanzminister Edlinger reagierte 1999 auf Klagen gegen die anonymen Sparbücher damit, dass .Österreich weiter „hinhaltenden Widerstand leisten [werde], weil wir sicher kein Volk von Geldwäschern sind“. (News, 18.2.1999)

 


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