Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 190

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Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Stein­bichler. – Bitte. (Abg. Steinbichler begibt sich zum Rednerpult und stellt dort eine Tafel auf, auf der ein Balkendiagramm mit der Überschrift „Produktion von Palmöl weltweit in den Jahren 2002/3 bis 2015/16 (in Millionen Tonnen)“ zu sehen ist. Über den Balken steht „2x“, um die Verdoppelung der Produktionsmenge zu kennzeichnen. – Abg. Ross­mann: Mal zwei, doppelte Dosis! – Abg. Moser: Glyphosat, keine Tabelle! – Abg. Hö­finger: Es ist verkehrt! Umdrehen!)

 


15.42.00

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Frau Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Zuseher auf der Galerie und vor den Fernsehgerä­ten! Diese Debatte ist, glaube ich, sehr wesentlich, und wird nach meinem Dafürhalten aus einer völlig falschen Perspektive geführt. Ich darf das natürlich auch begründen. Wenn wir ausschließlich von der Anwendung in der Landwirtschaft reden, dann frage ich alle hier anwesenden Kolleginnen und Kollegen: Warum reden wir nicht von der Anwendung auf den Schnellstraßen, auf den Autobahnen, von der ASFINAG? Warum reden wir nicht von der Anwendung bei der Freihaltung der Schienen von Unkraut bei der WESTbahn und bei der ÖBB? Warum reden wir nicht von den Bundesgärten, von den Parks? Warum reden wir nicht von den Hausgärten?

Kolleginnen und Kollegen, warum reden wir nicht vom täglichen Essen? (Zwischenruf bei den Grünen.) Jetzt wird man sich fragen: Wird da auch schon Glyphosat gespritzt? – Da wird es verfüttert! Wir diskutieren – und das ist das Traurige – das in Wirklichkeit nicht. Professor Don Huber von der Purdue University in Amerika hat in seinen Studien die schädigende Wirkung von Glyphosat an Ratten bewiesen, hat die schädigende Wir­kung von Glyphosat bewiesen und hat in Österreich Vorträge gehalten. Wenn er von Experten von Mästerorganisationen beschimpft wird, er soll nach Hause fahren, dann wissen wir, dass manche Leute das wirklich nicht ernst nehmen. Hier reden wir immer noch von der Tierfütterung.

Wir füttern unsere Konsumentinnen und Konsumenten täglich mit Palmöl, also mit Gly­phosat. Deshalb habe ich diese Tabelle noch einmal mitgenommen, die bestätigt, dass sich die Glyphosatproduktion in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat, im selben Aus­maß wie diese unsinnige, wahnwitzige Rodung des Regenwaldes. Es ist interessant, dass man das nicht beim Klimagipfel in Paris diskutiert hat. Ich weiß nicht, was da noch wichtiger war. (Abg. Obernosterer: Warst du nicht dort?)

Passiert dieser Klimawandel? Passiert diese Dürre, diese Trockenheit? Wir diskutieren über einen Überschuss, und 50 Millionen Bürgerinnen und Bürger auf dieser Welt müs­sen Hunger leiden; eine Million Menschen haben Probleme mit dem Übergewicht und eine Million Menschen ringen mit dem Tod durch Verhungern. Wir müssen die Dis­kussion in das richtige Licht rücken, und dazu gehört die Zahl, wie viel Glyphosat aus­gebracht wird. Es werden in Österreich 400 Tonnen ausgebracht, weltweit werden 720 000 Tonnen produziert – 720 000 Tonnen!

Ich weiß nicht, wer auf eine Position bei Monsanto wartet, weil diese Konzerne hier noch unterstützt werden. Jawohl, die sind das Übel dieser ganzen Problematik, das kos­tet nämlich auch unserer Landwirtschaft, unserer gesunden Produktion tatsächlich die Grundlage. Das sind die Konkurrenten, die eine regionale Kreislaufwirtschaft umbrin­gen und abhängig machen. Kolleginnen und Kollegen, wir sollten mit einer Kreislauf­wirtschaft, mit einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion, mit einer regionalen Pro­duktion, mit der wir uns von internationalen Importen ganz wesentlich unterscheiden, trium­phieren und damit unseren Kollegen imponieren. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Ganz wesentlich – ich habe es heute schon einmal erwähnt – sind die niedrigen Stan­dards bei den Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer. (Der Red­ner dreht die Tafel um, es kommt eine Abbildung von vier Menschen, die Plastikhand-


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