Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 131

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Die Wahrheit ist eine andere, nämlich dass die Politik der SPÖ in den letzten Jahrzehnten Rahmenbedingungen geschaffen hat, mit denen wir jetzt umgehen müssen, insbesondere im Lehrlingsbereich, und zwar Rahmenbedingungen derge­stalt – es ist schon angesprochen worden –, dass 25 Prozent der Schüler oder Schul­abgänger nicht ordentlich lesen, nicht ordentlich schreiben und nicht ordentlich rechnen können. Das liegt in Ihrer Verantwortung. Und natürlich hat das eine Auswirkung auf die Lehrlingssituation. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

Der zweite Punkt: Sie haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auch Rahmenbedingungen geschaffen, durch die es für die Betriebe einfach nicht mehr attraktiv genug gemacht wird, Lehrlinge aufzunehmen. Nur ein einfaches Rechen­beispiel zu Ihren 11 000 Jugendlichen, die jetzt da vermeintlich auf der Straße stehen – ich stelle noch einmal fest, das ist eine Falschbehauptung –: Wenn wir uns nur die Zahl der Lehrlingsbetriebe anschauen, also der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, so ist diese von 40 000 auf ungefähr 29 000 gesunken. Wenn es uns gelungen wäre, diese 40 000 zu erhalten und jeder Betrieb nur einen einzigen Lehrling aufgenommen hätte, dann hätten wir das ganze Problem der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung nicht. (Beifall bei der FPÖ.)

Das heißt, Sie lösen keine Probleme, Sie schaffen die Probleme, und dann doktern Sie um teures Geld herum. Um das klarzustellen: Wir reden von 180 Millionen, 200 Mil­lionen €! Das ist der Punkt. Also Sie schaffen die Probleme.

Wir wissen ja alle ganz genau, dass das ein spezifisches Problem – Kollege Haubner wird das bestätigen – insbesondere der Stadt Wien ist. Ich frage Sie: Wer ist in Wien seit gefühlten Jahrhunderten an der Macht? – Das sind doch nicht die Freiheitlichen, sondern das sind Sie! (Beifall bei der FPÖ.)

14.49


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kirchgatterer. – Bitte.

 


14.49.25

Abgeordneter Franz Kirchgatterer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Es gelingt den Freiheitlichen, ein Erfolgsmodell auf Kosten der Jugend schlechtzureden; auf Kosten der Jugend, für die der Berufseinstieg – so wie damals auch für uns, als wir in diesem Alter waren – ganz entscheidend ist. Der Berufseinstieg ist eine wesentliche Veränderung, und daher bin ich auch froh, dass hier in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wird, unterschiedliche Standpunkte dargestellt werden und sich die Zuhörer und Zuseher ihre Meinung bilden können.

Für uns als Sozialdemokraten ist ganz entscheidend, dass wir für die Lehre, für das duale Ausbildungssystem immer weitere Verbesserungen erreichen. Teil der Verbes­serung ist als erster Schritt die Wertschätzung der Facharbeit, derer, die in die Lehre einsteigen, aber dann vor allem – zweitens – die Schritte, die gesetzt worden sind und die sich in der Praxis bewährt haben, nämlich Lehre und Matura.

Drittens die Fachhochschulen: Es gibt technische Fachhochschulen, da kommt ein Drittel der Studenten aus dem dualen System, aus dem Lehrlingsbereich.

Als Viertes darf ich erwähnen, dass es den internationalen Lehrlingsaustausch gibt, Auslandspraktika für Lehrlinge in verschiedenen Branchen und Sparten. Auch das stärkt die Lehrlinge, und sie sehen und erfahren im Ausland, dass die Ausbildung in unserem Land eine der besten ist.

Erwähnen muss man, darf man, soll man bei der Diskussion um den Berufseinstieg auch die hohe Zahl der Österreicherinnen und Österreicher, die bereits in diesem jungen Alter in ihren Berufen Medaillen, Goldmedaillen beim Berufsnachwuchs­wettbe-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite