Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll134. Sitzung / Seite 130

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Und es ist – weil Sie das auch ein bisschen verzerrt dargestellt haben (Abg. Peter Wurm: Was war verzerrt, Frau Kollegin?) – künftig so, dass vor einem vollständigen Eintritt in den Regelunterricht Sprachstartgruppen eingerichtet werden, um intensiv Deutsch zu ler­nen, um dann auch dem Regelunterricht entsprechend folgen zu können. Aber parallel dazu gibt es die Anbindung an den Klassenverband, damit auch soziales Lernen statt­finden kann.

Das ist uns ganz besonders wichtig, denn es ist nicht richtig, die Kinder unvorbereitet in die Regeklasse hineinzusetzen, wenn sie die Unterrichtssprache nicht beherrschen, aber es ist genauso falsch, eigene – wie soll ich sie nennen? – Ausländerklassen oder Nicht-Deutsch-Klassen oder wie immer Sie sie bezeichnen wollen, einzuführen (Abg. Peter Wurm: Machen wir seit 20 Jahren, Frau Kollegin!), denn genau das würde Parallelge­sellschaften hochzüchten (Abg. Peter Wurm: Das machen wir schon, Frau Kollegin!), und die wollen wir alle nicht.

Das Paket enthält viele wichtige Maßnahmen – Elementarpädagogik, die Berufsorien­tierung wird forciert und vieles mehr; meine Kolleginnen und Kollegen werden dazu noch ausführlich Stellung nehmen –, und es bringt wirklich eine wesentliche Verbesserung. Ich ersuche hier auch um Ihre Zustimmung und Mitwirkung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.02


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Lugar zu Wort. – Bitte.

 


17.02.17

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Hohes Haus! Wir haben jetzt den Bil­dungsbericht vorliegen, das sind 600 Seiten – ich weiß nicht, ob Sie ihn schon gesehen haben –, und da stehen interessante Dinge drinnen.

Es steht zum Beispiel drinnen, dass unser Schulsystem noch ganz, ganz viel von der Monarchie herübergerettet hat, und zwar was zum Beispiel die Verwaltung und die Hie­rarchieebenen betrifft. Da ist unser Schulsystem für mehr als 50 Millionen Menschen aus­gerichtet, so wie damals in der Monarchie.

Aber nicht nur dass die Verwaltungsstruktur noch auf die Monarchie ausgerichtet ist, nein, auch der Unterricht an sich ist es. Interessanterweise kommt im Bildungsbericht der Unterricht an sich ja praktisch nicht vor. Es wird viel über Struktur und über Organi­sation gesprochen, aber nicht darüber, wie man gelingenden Unterricht schaffen kann und wie man es schafft, die Bildungsziele, die ja an die heutige Zeit angepasst sein soll­ten, auch dementsprechend zu erreichen. Das kommt hier nicht vor.

Und auch hier haben wir viel von der Monarchie mitgenommen. Das sehe ich, allein wenn ich mir bei meinen zwei Kindern, die jetzt neun und elf sind, anschaue, mit wie viel unnötigem Wissen sie vollgestopft werden. 90 Prozent der Lernaufgabe bestehen da­rin, irgendein Wissen aufzusaugen, das heißt, Dinge auswendig zu lernen, die ich in­nerhalb von einer Sekunde nachschlagen oder googlen kann.

Da muss man als Elfjähriger zum Beispiel wissen, wie denn nun der zweitgrößte Fluss in einem amerikanischen Bundesstaat heißt. Das ist unnötig! Das ist unnötiges Wissen, das vermiest den Kindern den Spaß am Lernen und kommt aus einer Zeit, in der das absolut sinnvoll war. Dieses Aufsaugen von Wissen war früher unglaublich wichtig, denn früher gab es die Informationen nicht einfach so wie heute. Da gab es wenige Bücher, und der Zugang zu Büchern war schwer. Das heißt, alles, was (in Richtung seines Kop­fes zeigend) da oben nicht drinnen war, existierte nicht und konnte nicht einfach so schnell einmal nachgeschaut werden.

Aus dieser Zeit kommt die Art, wie wir heute unseren Kindern angeblich die Reife für das Leben geben, nämlich indem wir 90 Prozent ihrer Zeit und ihrer Energie darauf ver-


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