Noch einmal zurück: Von 73 Schülerinnen und Schülern haben nur 43 die schriftliche Matura geschafft. Das ist genau der Auslöser für eben diese Angst und diesen Druck im System. Wir haben die Hoffnung, dass gerade Sie als neue Ministerin da Konsequenzen ziehen. Wir unterstützen die Idee der Zentralmatura. Natürlich ist Vergleichbarkeit wichtig, auch Gerechtigkeit, dass Noten gerecht unter ähnlichen Bedingungen in ganz Österreich vergeben werden, aber mittlerweile ist die Umsetzung dermaßen desaströs, dass wir uns wirklich ernsthafte Konsequenzen überlegen und gezielt gegensteuern müssen.
Die Idee ist gut, und wir unterstützen Sie, das wissen Sie, aber wir fordern auch ganz konkret, dass eine unabhängige Kommission die Ergebnisse evaluiert, Standort für Standort. Warum gibt es diese unglaublichen Unterschiede? Warum gibt es regional so große Unterscheide? Warum gibt es auch zwischen Burschen und Mädchen so große Unterschiede? Die Kommission soll auch ganz gezielt, Standort für Standort, Vorschläge machen, um die Situation zu verbessern. (Beifall bei den Grünen.)
Eine sehr wichtige Maßnahme wäre – das ist auch im internationalen Vergleich ablesbar, es gibt in einigen Ländern, ob das jetzt Finnland oder Italien ist, diese Möglichkeit –, dass man die Ergebnisse der siebten und achten Klasse, oder zumindest nur der achten Klasse, auch in die Bewertung miteinbezieht. Das hätte den Vorteil, dass man trotzdem die Vergleichbarkeit hat, die Erkenntnisse, die Daten sammeln kann, gezielt, Standort für Standort, auch gegensteuern kann, bei den Lehrkräften ansetzen kann, sich das wirklich vornehmen kann, dass aber trotzdem diese Angst aus dem System herausgenommen wird und die Kinder nicht überlegen müssen, was das in ihrem Lebenslauf macht, wenn sie vielleicht die Zentralmatura nicht im ersten Anlauf geschafft haben.
Das wären unsere konkreten Vorschläge, Frau Ministerin. Ich wünsche mir, dass die „Sondersteuer“ Nachhilfekosten von den österreichischen Familien genommen wird, das sind nach wie vor über 100 Millionen €, die dafür jedes Jahr ausgegeben werden, pro betroffenem Schüler, betroffener Schülerin sind das 720 € im Jahr. Das ist eine Situation, die wirklich nicht akzeptabel ist – eine „Familiensondersteuer“ Nachhilfe! (Beifall bei den Grünen.)
Wir hätten auch gerne mit Ihnen noch ein bisschen ausführlicher diskutiert, was jetzt Ihre Vorstellungen generell zu Schulreform und Bildungsreform sind. Wir hätten gerne auch einen Fahrplan, wir warten seit mittlerweile zwei Jahren auf die Ergebnisse der sogenannten Schulreform. Am 17. November letzten Jahres wurde etwas vorgelegt, in kleinen Babyschrittchen arbeitet sich jetzt das Ministerium vorwärts. Wir müssen hier Tempo machen. Jedes verlorene Semester, jedes verlorene Jahr geht auf Kosten der Kinder. Wir möchten hier möglichst bald einen konkreten Fahrplan und Geschwindigkeit, was Schulreform, Bildungsorganisation und Schulorganisation angeht. Da gibt es viel zu tun.
Eine letzte Frage – vielleicht können Sie das auch noch mitnehmen –: Wie stehen Sie tatsächlich zu innovativen Schulmodellen? Was haben Sie zur gemeinsamen Schule, zu diesen Projekten in Vorarlberg und Wien zu sagen? Wir haben den Eindruck, dass da mittlerweile auch große Zurückhaltung angesagt ist. Ich möchte ganz persönlich, dass das Zeugnis bei einem neuneinhalbjährigen Kind nicht das wichtigste Zeugnis in dessen ganzen Leben ist, weil es über die Bildungslaufbahn entscheidet. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
9.18
Präsidentin Doris Bures: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Dr. Hammerschmid zu Wort gemeldet. – Bitte.
9.18
Bundesministerin für Bildung Mag. Dr. Sonja Hammerschmid: Einen schönen guten Morgen! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrtes Hohes Haus! Frau Glawisch-
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