Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 36

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Noch einmal zurück: Von 73 Schülerinnen und Schülern haben nur 43 die schriftliche Ma­tura geschafft. Das ist genau der Auslöser für eben diese Angst und diesen Druck im System. Wir haben die Hoffnung, dass gerade Sie als neue Ministerin da Konsequen­zen ziehen. Wir unterstützen die Idee der Zentralmatura. Natürlich ist Vergleichbarkeit wichtig, auch Gerechtigkeit, dass Noten gerecht unter ähnlichen Bedingungen in ganz Österreich vergeben werden, aber mittlerweile ist die Umsetzung dermaßen desaströs, dass wir uns wirklich ernsthafte Konsequenzen überlegen und gezielt gegensteuern müs­sen.

Die Idee ist gut, und wir unterstützen Sie, das wissen Sie, aber wir fordern auch ganz kon­kret, dass eine unabhängige Kommission die Ergebnisse evaluiert, Standort für Stand­ort. Warum gibt es diese unglaublichen Unterschiede? Warum gibt es regional so gro­ße Unterscheide? Warum gibt es auch zwischen Burschen und Mädchen so große Un­terschiede? Die Kommission soll auch ganz gezielt, Standort für Standort, Vorschläge ma­chen, um die Situation zu verbessern. (Beifall bei den Grünen.)

Eine sehr wichtige Maßnahme wäre – das ist auch im internationalen Vergleich ables­bar, es gibt in einigen Ländern, ob das jetzt Finnland oder Italien ist, diese Möglich­keit –, dass man die Ergebnisse der siebten und achten Klasse, oder zumindest nur der achten Klasse, auch in die Bewertung miteinbezieht. Das hätte den Vorteil, dass man trotz­dem die Vergleichbarkeit hat, die Erkenntnisse, die Daten sammeln kann, gezielt, Stand­ort für Standort, auch gegensteuern kann, bei den Lehrkräften ansetzen kann, sich das wirklich vornehmen kann, dass aber trotzdem diese Angst aus dem System herausge­nommen wird und die Kinder nicht überlegen müssen, was das in ihrem Lebenslauf macht, wenn sie vielleicht die Zentralmatura nicht im ersten Anlauf geschafft haben.

Das wären unsere konkreten Vorschläge, Frau Ministerin. Ich wünsche mir, dass die „Son­dersteuer“ Nachhilfekosten von den österreichischen Familien genommen wird, das sind nach wie vor über 100 Millionen €, die dafür jedes Jahr ausgegeben werden, pro betrof­fenem Schüler, betroffener Schülerin sind das 720 € im Jahr. Das ist eine Situation, die wirklich nicht akzeptabel ist – eine „Familiensondersteuer“ Nachhilfe! (Beifall bei den Grü­nen.)

Wir hätten auch gerne mit Ihnen noch ein bisschen ausführlicher diskutiert, was jetzt Ihre Vorstellungen generell zu Schulreform und Bildungsreform sind. Wir hätten gerne auch einen Fahrplan, wir warten seit mittlerweile zwei Jahren auf die Ergebnisse der soge­nannten Schulreform. Am 17. November letzten Jahres wurde etwas vorgelegt, in klei­nen Babyschrittchen arbeitet sich jetzt das Ministerium vorwärts. Wir müssen hier Tem­po machen. Jedes verlorene Semester, jedes verlorene Jahr geht auf Kosten der Kin­der. Wir möchten hier möglichst bald einen konkreten Fahrplan und Geschwindigkeit, was Schulreform, Bildungsorganisation und Schulorganisation angeht. Da gibt es viel zu tun.

Eine letzte Frage – vielleicht können Sie das auch noch mitnehmen –: Wie stehen Sie tat­sächlich zu innovativen Schulmodellen? Was haben Sie zur gemeinsamen Schule, zu diesen Projekten in Vorarlberg und Wien zu sagen? Wir haben den Eindruck, dass da mittlerweile auch große Zurückhaltung angesagt ist. Ich möchte ganz persönlich, dass das Zeugnis bei einem neuneinhalbjährigen Kind nicht das wichtigste Zeugnis in des­sen ganzen Leben ist, weil es über die Bildungslaufbahn entscheidet. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

9.18


Präsidentin Doris Bures: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Frau Bundes­ministerin Dr. Hammerschmid zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


9.18.53

Bundesministerin für Bildung Mag. Dr. Sonja Hammerschmid: Einen schönen gu­ten Morgen! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrtes Hohes Haus! Frau Glawisch-


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