Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 47

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Dafür, das zu definieren, ist die Politik da. Da brauchen wir einen gesellschaftlichen Kon­sens, wenn es darum geht: Was sollen nach acht Jahren, nach neun Jahren und dann nach 12 beziehungsweise 13 Jahren Schule die jungen Menschen können?

Frau Ministerin! Wir NEOS glauben, dass wir die Zentralmatura weiterentwickeln müs­sen, und da stellt sich für uns die Frage: Was werde ich tun, wenn ich Bildungsminister bin? – Wir müssen die Zentralmatura ein Stück weit abschlanken in dem Sinn, dass wir sie konzentrieren sollten auf die Kernfächer, die dann auch eine Hochschulreife dar­stellen sollten. Wir haben derzeit zu viel Ausdifferenzierung. Wir haben zu viele Ver­sionen. Wir haben 71 verschiedene Prüfungshefte, 38 an den AHS, 33 an den BHS. Das ist meines Erachtens dann schon nicht mehr zentral.

Es gibt in der Zentralmatura nach wie vor viel zu viel schulstandortspezifische Elemen­te. Ich meine, der Umstand, dass beim einen Lehrer Taschenrechner in jeder Form er­laubt sind, bei der anderen Lehrerin diese Hilfsmittel so nicht erlaubt sind, das kann auch nicht sein. Wir sind dafür, dass die Zentralmatura auch an einem schulortfernen Raum abgehalten wird, so wie die Aufnahmeprüfungen für Medizin, dass sie dann aber wirklich zentral ausgewertet wird. Ich glaube, das wäre wichtig, und das ist auch inter­nationaler Standard. Wenn wir sagen, die Matura soll zentral erfolgen, dann sollen die Er­gebnisse schulexterne Kräfte auswerten. Gemeinsamer Kern: zentral auswerten, damit Vergleichbarkeit.

Und es ist, Frau Ministerin, natürlich eine großartige Chance, in eine entschlossene Schul­entwicklung zu kommen und damit auch zu einer Schulautonomie. Das ist das, was wir alle wollen, sechs Fraktionen! Wir sind nur noch nicht einig, was genau wir da wollen, aber dass wir es wollen, darüber sind wir uns einig. Wir wollen, dass wir das auch tag­täglich üben. Wir sollten deswegen – und meine Kollegin Claudia Gamon wird das noch näher ausführen – die Ergebnisse schulstandortspezifisch öffentlich machen, gerne in ei­nem Stufenplan, wenn sie es nicht sofort können, und zwar mit Maßgabe und mit Au­genmaß. Aber wir sollten es mittelfristig veröffentlichen.

Wir sollten zu schulortspezifischen Entwicklungsmaßnahmen kommen. Wir müssen da die Behörde in die Pflicht nehmen – ganz wichtig! Die Behörde kann da üben, dass sie sich sofort in die ersten Schritte begibt: weg von einer kontrollierenden Behörde hin zu einem Entwicklungspartner, einer Serviceinstitution für die Schulen, die sagt: Was habt ihr für Ergebnisse? Aha, dieser Schulstandort hat diese Probleme, jener hat andere Pro­bleme! Wir schalten euch zwei Schulen zusammen, fördern Kooperationen. Das heißt: Schule als lernende Organisation. Dafür haben wir diese Instrumente.

Wichtig ist eine entschlossene Weiterentwicklung. Wir sind jedenfalls dabei. Ich freue mich auf die Runde, die Sie, Frau Ministerin, angekündigt haben. Wir nehmen Sie beim Wort. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Grossmann.)

10.02


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Klubobmann Lugar. – Bitte.

 


10.02.52

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Wir sprechen heute über die Zentralmatura. Nur: Die Zentralmatura steht am Ende einer Bil­dungskarriere, und deshalb müssen wir uns auch ganz stark darüber unterhalten, was denn am Anfang geschieht.

Wir haben heute schon gehört, gerade bei den Kleinsten ist – ich weiß es von meinen eigenen Kindern, sie sind neun und elf –, wenn sie mit sechs Jahren in die Schule kom­men, ein Leuchten in den Augen. Man kann sie bis zum sechsten Lebensjahr gar nicht davon abhalten, zu lernen. Sie lernen jeden Tag unglaublich viel dazu. Dann kommen sie in die Schule, und dann passiert Folgendes: Sie verlieren die Lust am Lernen! Die


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