Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 55

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thematik sehr gut abgeschnitten haben, und zwar schlicht und einfach deswegen, weil Schülerinnen und Schüler, die in die HTL gehen, sich auch für diesen Weg entschieden haben, andere nicht.

Das führt natürlich dazu, dass jene Schulen, die sich nicht dafür entschieden haben, un­endlich viel Energie hineinstecken müssen, um diese gemeinsamen Standards bei der Matura zu erreichen. Das führt dann dazu, dass schlicht und einfach die Geschichten, in denen man gut ist, vernachlässigt werden, das, wofür man Talent hat, vernachlässigt wird und dort, wofür man sich bei der Zentralmatura entschieden hat und wo man die Schwerpunkte gesetzt hat, dann die volle Energie hineingesteckt werden muss.

Ich gebe Ihnen ein konkretes Beispiel, das mich sehr betroffen gemacht hat, nämlich die Schule, wo ich selbst maturiert habe, das BRG Viktring in Kärnten. Das hat unter an­derem einen musikalischen Schwerpunkt, das heißt, dort gibt es beispielsweise einen bildnerischen Zweig und einen musikalischen Zweig. Beim musikalischen Zweig sind Schü­lerinnen und Schüler dabei, die ein unglaubliches musikalisches Talent haben, das sind eigentlich junge Musikerinnen und Musiker. Da gibt es eine Gruppe von sehr Talentier­ten, und bei denen haben jetzt von elf Leuten sieben Leute bei der Zentralmatura in Ma­thematik einen Fünfer bekommen. Das sind aber Leute, die tagtäglich bis spät in die Nacht an den Instrumenten und musikalisch unglaublich viel üben.

Da gibt es keine Berücksichtigung bei der Zentralmatura. Und ich frage mich: Warum sind sie schlecht und schneiden in Mathematik schlechter ab? – Schlicht und einfach, weil es ihnen in ihrem Leben weniger wichtig ist, und eventuell auch, weil sie in Mathe­matik nicht so gut sind.

Und ich frage mich auch: Ist das wirklich so schlimm? Macht es Österreich wirklich zu einem besseren Ort, wenn wir jetzt diese Schülerinnen und Schüler zwingen, sozusa­gen traurig Mathematik zu lernen und deshalb weniger Musik zu üben?

Also ich glaube, dass wir bei der Zentralmatura einfach noch Reformen brauchen, dass wir individueller auf die Leute eingehen und solche Talente auch mehr berücksichtigen müssen, denn sonst ist das Einzige, das dadurch passiert, das Schlimmste, das du in ei­nem Schulsystem anrichten kannst, nämlich dass du die Lust der Schülerinnen und Schü­ler am Lernen killst. Und das ist das Schlimmste, was passieren kann. (Beifall bei den Grünen.)

Wir Abgeordnete müssen unser Denken betreffend das Schulsystem, finde ich, ein biss­chen ändern. Wir haben noch ein altes System im Kopf, wie unsere Schulen funktionie­ren, weil wir noch ein Fabriksystem aus dem 20. Jahrhundert im Kopf haben, mit 30 Schü­lern in einer Klasse, 50-Minuten-Fließband-Stundeneinheiten (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen), Ein-Lehrer-Frontalunterricht und jetzt noch die Zentralmatura.

Ich meine, die Schule der Zukunft wird in eine ganz andere Richtung gehen, es ist näm­lich eine, die auf Menschen setzt, die auf individuelles Lernen setzt, die auf Talente setzt und die auf Stärken setzt.

 


Präsidentin Doris Bures: Sie müssen jetzt den Schlusssatz formulieren, Herr Abge­ordneter.

 


Abgeordneter Julian Schmid, BA (fortsetzend): Ja, okay. Ich bin nicht so gut im Ein­halten von Regeln, ich habe ja noch die alte Matura.

Auf jeden Fall finde ich, die Schule der Zukunft wird in eine ganz andere Richtung ge­hen, und ich finde, dass wir viel mehr in diese Richtung gehen müssten und uns viel mehr trauen sollten. Wir müssen aus der Zentralmatura wirklich die Angst herausneh­men, damit die Schülerinnen und Schüler keine Angst vor dem Lernen haben, und wir müssen endlich eine grundlegende Bildungsreform in Österreich machen, die schon seit Jahrzehnten auf sich warten lässt.

10.31

 


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