Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 56

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Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, Ihre Redezeit ist wirklich ausgeschöpft. Das war ein langer Schlusssatz. – Danke vielmals.

(Beifall bei den Grünen für den das Rednerpult verlassenden Abg. Julian Schmid.)

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


10.31.15

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Idee einer zentralisierten, standardisierten und vergleichbaren Zentralmatura ist ja nicht nur, dass man sieht, dass es Unterschiede gibt, sondern auch, dass man sieht, wo es diese Unterschiede gibt, wo­her sie kommen, dass man brauchbare Daten sammelt, die man nützen kann, um die Ursachen zu analysieren und die Probleme, die an manchen Standorten bestehen, da­nach für die Zukunft auszumerzen. Das ist die Idee dahinter. Man braucht Evidenz, da­mit man Probleme lösen kann. Das hat die Frau Ministerin ja auch schon an­gespro­chen.

Ja, es gibt einige Probleme bei der Zentralmatura. Das ist jetzt schon ausreichend er­wähnt worden, wie auch erklärt worden ist, was man besser machen könnte; da gibt es unterschiedliche Vorschläge der Parteien. Aber was mich schon ein bisschen ärgert, ist, dass die Idee der Zentralmatura hier so grundsätzlich infrage gestellt wird. Ich frage mich, warum wir überhaupt ein Instrument kritisieren, nur weil uns die Ergebnisse, die es hervorgebracht hat, einfach nicht passen. Das ist ein klassisches Shooting-the-Mes­senger-Problem, also etwas, was man ja wirklich nicht machen sollte. Nur weil einem das Ergebnis nicht passt, schafft man einfach das Instrument wieder ab, das diese Er­gebnisse hervorgebracht hat. – Das kann ja wohl nicht die Antwort sein!

Das ist ein gefährlicher Trugschluss, der auch hier in der Debatte zum Vorschein kommt, und ich halte es auch ein bisschen für eine intellektuelle Unredlichkeit von den Grünen, das so infrage zu stellen und auch zu insinuieren, dass das Problem die Zentralmatura an sich ist, wo sie doch eigentlich – das sage ich ganz offen – die größte Chance ist, die wir je in der Bildungspolitik hatten.

Denn: Was haben wir denn gedacht, was herauskommen wird? – Dass sich betreffend das österreichische Bildungssystem herausstellen wird, dass unser System, wo wir Kin­der schon mit zehn Jahren in die eine oder andere Richtung schicken, zu wunderbaren Ergebnissen führt und dass wir einheitliche Bildungsstandards haben? Hat wirklich je­mand erwartet, dass herauskommt, dass an allen Schulen die gleichen Ergebnisse sind? – Das wäre ja absurd! Ich glaube nicht, dass das irgendjemand erwartet hat. Ich meine, dass die Zentralmatura auch unser Versuch war, einen Beleg dafür zu bekom­men, dass wir im Bildungssystem ganz grobe Probleme haben und diese angehen müs­sen.

Lieber Julian Schmid, ich finde die Geschichte ja sehr nett, dass an deiner Schule in Kärnten die Leute wirklich intensiv auch an ihren Instrumenten üben, aber das ändert nichts daran, dass, wenn sie die Matura machen und danach auf die Uni gehen, auch einheitliche Bildungsstandards in Mathematik erfüllen müssen. Das ist einfach so! Und genauso wie es Schulen gibt, wo auch viele in Mathematik schlechter abgeschnitten ha­ben, gab es auch viele, wo es keine Fünfer gegeben hat.

Das ist auch das, was wir an sich hier diskutieren müssen: Woher kommen denn diese Unterschiede bei den Schulstandards? Woher kommen diese Unterschiede? Warum gibt es Lehrer, die vielleicht auch Jahr für Jahr konsequent immer schlechtere Ergeb­nisse liefern, und andere, die bessere Ergebnisse liefern, wobei die Schule dann aber trotzdem keine Möglichkeit hat, da einzugreifen und etwas daran zu ändern? Warum ist es so, dass es großartige Lehrer gibt, die man loben kann, dass es aber vielleicht auch Lehrer gibt, bei denen auch die Zentralmatura wirklich Daten liefert, die zeigen, dass sie


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