Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 112

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tionsverweigerung entweder von Kanada oder der EU erfolgt ist, selbst wenn die Rati­fikation des Abkommens in einem Mitgliedstaat bereits gescheitert wäre.

Ein provisorisches Inkrafttreten des als kompetenzrechtlich „gemischt“ zu qualifizieren­den Abkommens CETA ist aus demokratiepolitischen Erwägungen als verfassungsrecht­lich bedenklich zu bewerten und einer vorläufigen Anwendung von CETA damit eine kla­re Absage zu erteilen.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich auf europäischer Ebene gegen eine vor­läufige Anwendung von CETA auszusprechen.“

*****

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


13.40.00

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Für mich war das Ergebnis der Brexit-Abstimmung schon ein bisschen ein Schock, weil meine Welt beziehungsweise mein Europa, so wie ich es gekannt habe, am nächsten Tage nicht mehr dasselbe war und für mich plötzlich auch das erste Mal der Fall ein­getreten ist, dass ich selbst nicht wusste, in welche Richtung sich Europa wohl die nächsten Jahre weiterentwickeln würde. Es war für mich also eine neue Erfahrung, plötz­lich nicht zu wissen, was passieren wird. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.)

Junge Europäer und die Generation Erasmus, wie man sie manchmal nennt – da ge­höre ich selbst auch dazu –, müssen noch sehr lange mit dieser Entscheidung leben. Und da gibt es zwei ganz bittere Wahrheiten, über die man reden muss: Das ist ei­nerseits, dass junge Briten mehrheitlich für den Verbleib in der Europäischen Union ge­stimmt haben, andererseits, dass sie auch mehrheitlich nicht zur Wahl gegangen sind und nicht abgestimmt haben. Das ist eine sehr schwierige Dichotomie, mit der wir uns hier beschäftigen müssen.

Junge Europäerinnen und Europäer wollen auf der einen Seite sehr wohl die Chancen der Europäischen Union wahrnehmen. Sie wollen Bildungschancen haben, an jeder Uni in Europa studieren können, Jobs in der ganzen Europäischen Union wahrnehmen kön­nen und schätzen den europäischen Zusammenhalt. Sie partizipieren aber auch selten im politischen System. Sie fühlen sich nicht wahrgenommen, sie fühlen sich nicht re­präsentiert. Da stehen wir jetzt vor dem Problem, dass viele vielleicht auch berechtig­terweise nach der Abstimmung gesagt haben, wer nicht hingeht, muss sich nachher auch nicht beschweren. Das mag schon stimmen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch-Jenewein.) – Das ist aber leider viel zu einfach, Frau Kollegin.

Ich habe daher drei Aufforderungen an alle Beteiligten in dieser Debatte. Einerseits ist das einmal an alle Generationen gerichtet. Es ist ganz klar, nach einer Abstimmung gibt es keinen Grund, jemanden für seine demokratische Entscheidung zu beschimpfen oder einen Konflikt der Generationen hervorzurufen. Das ist völlig unangebracht. Die Entschei­dung ist ein Auftrag an uns alle. Es würde ja auch nicht reichen, wenn nur die Jungen Eu­ropa super finden. Es reicht einfach nicht, wenn man nur die Jungen von der europäi-schen Idee überzeugt. Die europäische Idee der politischen Union muss gut genug sein, dass sie alle als Ziel sehen, dass alle dafür brennen. Da reichen die Jungen einfach nicht aus. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Die Umsetzung muss gut sein!)

 


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