Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll138. Sitzung / Seite 232

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20.33.29

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Kollegen! Ich glaube, wir sind uns einig – das ging aus allen Reden hervor –: Patente auf Leben kann es nicht geben, sie sind zu heikel! Das ist im Grundprinzip abzulehnen, weil es Kernbereiche der Natur und fundamentale Fragen berührt. Man würde damit die berühmt-berüchtigte Büchse der Pandora öffnen.

Es gibt aber auch hier, weil das Leben immer komplexer wird, ein großes Aber – Kollegin Gamon hat es angesprochen –, wenn es nämlich um medizinische Heil­methoden geht, die man nur über Tierversuche und genetische Veränderungen bewerkstelligen kann. Es ist Ende Juni – ich weiß nicht, vielleicht haben es einige von Ihnen gelesen – in Kalifornien gelungen, einem Schweineembryo menschliche Stamm­zellen zu implantieren, die sich in diesem Embryo zu einer Bauchspeicheldrüse entwickelt haben. Das heißt, dieser Schweineembryo hat ein menschliches Organ entwickelt. Er wurde nach 28 Tagen entsorgt und das Experiment abgebrochen.

Das eröffnet natürlich schöne und gute Optionen für Leute, die Organe brauchen. Tiere als Organbanken, das ist ethisch noch irgendwie nachvollziehbar, aber es haben die Forscher, die an diesem Versuch beteiligt waren, insofern Bedenken geäußert: Es wäre nämlich möglich, dass die durch die erwähnte CRISPR-Technik veränderten Stammzellen im Körper des Schweines ins Gehirn wandern, sich dort Neuronen angleichen und möglicherweise bewusstseinsähnliche Sensationen aufbauen, Synap­sen bilden und so weiter. Das heißt, wir würden möglicherweise ein Schwein mit einem menschlichen Bewusstsein erzeugen.

Das sind also ganz grauenvolle Vorstellungen, die da auf uns zukommen (Abg. Berlakovich: Frankenstein!), diese sogenannten Chimären und Frankensteine. Aber wir müssen uns mit dem auseinandersetzen, weil diese Dinge nicht aufhören. Hier wird weitergeforscht, und in Amerika sind weitere Experimente in diese Richtung bewilligt worden.

Wer ganz viel auf diesem Gebiet tut, ohne sich sehr viel mit Ethik herumzuschlagen, sind die Chinesen. Die haben Reihenversuche mit befruchteten Eizellen; das sind aus meiner Sicht kleine Menschen. Die machen Menschenversuche mit der CRISPR-Technologie, die greifen in befruchtete Zellen ein und versuchen hier, andere Menschen zu konstruieren. Es ist jetzt laut einer ganz rezenten Studie gelungen, dort Embryonen herzustellen, die HIV-immun sind. Auch diese Minimenschen wurden danach entsorgt, wie es in den Studien so schön heißt.

Das heißt, da dräut etwas an uns heran, von dem wir überhaupt noch nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen. Das ist auch die Sorge der Menschen bei diesen Fragen, die in den vielen E-Mails geäußert wird, weil da jeder das Gefühl hat: Da passiert etwas, da greift man in die Schöpfung ein. Ich glaube, da müssen wir sehr wachsam sein. Da ist jetzt auch die Bioethikkommission gefragt sowie alle Leute, die sich wirklich gut damit auskennen. Das ist ein hochkomplexer Bereich, ein wirklich hochkomplexer Bereich, den wissenschaftlich zu beurteilen auch ich als Arzt mir nicht wirklich zutraue. Da brauchen wir Leute, die sich ganz, ganz intensiv damit beschäftigen, und wir brauchen ethisch kompetente Leute, die sich damit beschäftigen. Wir alle müssen da up to date bleiben, denn da dräut etwas heran, was so auf dieser Welt noch nie da war.

Das möchte ich Ihnen mitgeben: Bitte, seien Sie aufmerksam! Da kommen sehr viel Verantwortung und sehr viel Entscheidungsgewalt auf uns zu. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

20.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

 


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