Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll148. Sitzung / Seite 128

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Es ist heute wichtiger denn je, nicht zu vergessen und dieser auf schreckliche Art Ermordeten zu gedenken. – Ich danke Ihnen vielmals. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.01


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Walser. – Bitte.

 


16.01.11

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Vor allem aber auch sehr verehrte Frau Barton! Es könnte heute ein Highlight in meiner politischen Karriere werden, wenn sich herausstellt, dass wir wirklich in der Lage sind, Nägel mit Köpfen zu machen und etwas zu beschließen, das überfällig ist. Ich glaube, es ist selbstverständlich, dass wir heute in der NS-Zeit Ermordeten Respekt zollen, dass wir ihnen das Mindeste gewähren, nämlich dass man ihre Namen nicht vergisst.

Dass wir diese Namen überhaupt kennen, das haben wir Frau Barton zu verdanken. Ich möchte dieses Buch – es ist schon erwähnt worden (das genannte Buch geöffnet in die Höhe haltend) – auch hier vorzeigen. Wir haben hier auf 550 Seiten eine Schreckens­bilanz. Auf diesen 550 Seiten stehen die Namen der österreichischen Juden und Jüdinnen, die in Maly Trostinec oder im nahen Wald ermordet worden sind – Men­schen, die wir namentlich nicht gekannt haben, ein Verbrechen, von dem wir lange, lange Zeit nichts gewusst haben. Es war ihre Initiative, dass es diesen Tagesord­nungspunkt heute überhaupt gibt und wir über dieses Kapitel sprechen können.

Die Forschung, wie notwendig es ist, solche Bücher herauszugeben, zeigt, dass die Zahl der Opfer, von der wir gehört haben, 10 000, inzwischen dank der Forschung leider schon erhöht werden musste: Es sind etwa 13 000 Opfer. Viele Österreiche­rinnen und Österreicher, die dort ermordet worden sind, kamen nicht direkt aus Wien, waren nicht Teil jener zehn Transportzüge, die aus Wien nach Maly Trostinec ge­schickt worden sind, sondern kamen beispielsweise aus dem Konzentrationslager in Theresienstadt.

Dass wir die Pflicht haben, dieser Toten zu gedenken, ist, glaube ich, klar. Das Österreichische Schwarze Kreuz bemüht sich seit Kriegsende um die Kriegsgräber im Ausland, aber vor allem natürlich in Österreich. Das Schwarze Kreuz hat es sich übrigens auch zur Aufgabe gestellt, die Gräber von politisch oder sogenannten rassisch Verfolgten zu pflegen.

Das ist ganz klar unsere Aufgabe, es ist ganz klar unsere Pflicht, zu dieser Pflicht haben sich Politikerinnen und Politiker in den letzten Monaten und Jahren mehrfach bekannt. Ich erinnere daran, dass auch Bürgermeister Häupl sich vor zwei Jahren am Heldenplatz ganz klar für so ein Grabmal ausgesprochen hat. Es handelt sich um ein Grabmal, es geht darum, diese Menschen namentlich zu erwähnen, ihrer zu gedenken und sie nicht zu vergessen.

Ich glaube, es ist – und wie es scheint, wird es auch so sein – ein sehr, sehr positives Zeichen, das der österreichische Nationalrat heute aussendet. Ich bin dafür sehr dankbar.

Wir dürfen uns aber nicht selber auf die Schulter klopfen, es ist unsere Pflicht, das zu tun. Ich erinnere daran, die Zeit drängt auch ein bisschen, denn nächstes Jahr im Oktober ist jener Jahrestag, den wir uns alle für die Errichtung dieses Grabmals zum Ziel gesetzt haben. Wir haben also somit noch ein Jahr Zeit, das umzusetzen, Nägel mit Köpfen zu machen. Dazu braucht es die entsprechenden finanziellen Mittel. Es gibt auch von weißrussischer Seite her durchaus das Angebot zur Unterstützung. Frau


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