Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll152. Sitzung / Seite 80

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zum Beispiel, wenn sie Angststörungen haben, das Haus nicht verlassen können. Das sind Menschen, die manchmal so depressiv sind, dass sie nicht aus dem Bett aufste­hen können. Und diesen Menschen wird die Hilfe verweigert. (Präsident Hofer über­nimmt den Vorsitz.)

Dazu kommt, dass in Österreich eine ganz große Gruppe von PsychotherapeutInnen, die hochkomplex und sehr, sehr gut ausgebildet sind, nicht arbeiten können bezie­hungsweise von ihrer Praxis alleine nicht leben können, weil Psychotherapie für viele Menschen nicht finanzierbar ist. Viele PsychotherapeutInnen haben ein Standbein in einem zweiten Beruf. Das kann für die Entwicklung eines derart wichtigen Berufs, für die professionelle Entwicklung eines solchen Berufsstandes sicher nicht gut sein.

Nächstes Beispiel: Primärversorgung. Wir alle wissen, dass die Primärversorgung als Zwischenglied zwischen der stationären Behandlung und den Behandlungen im nieder­gelassenen Bereich sehr, sehr wichtig wäre. Der vorliegende Ministerialentwurf würde aber eigentlich den kompletten Umbau des niedergelassenen Bereichs vorsehen. Wirt­schaftsbetriebe könnten künftig Arztpraxen Konkurrenz machen und sie wahrscheinlich langfristig zum Aussterben bringen. Die Vertragspartnerschaft zwischen ÄrztInnen, Ge­sundheitsberufen und der Sozialversicherung und der damit gesicherte Interessenaus­gleich sollen abgeschafft werden.

Kein Wunder, dass dieses Projekt auf massiven Widerstand gestoßen ist und daher noch immer nicht umgesetzt ist, obwohl uns allen bewusst ist, wie dringend notwendig es ist, dass das Konzept der Primärversorgung im österreichischen Gesundheitswesen verankert wird.

Sehr geehrte Frau Ministerin, ich denke, wir sollten nicht auch noch die Entscheidun­gen im Gesundheitsbereich den Rechtspopulisten in die Hände spielen. Das meine ich ganz ernst. Das ist mir wirklich ein wichtiges Anliegen. Meines Erachtens ist es fünf vor zwölf, und ich bin auch der Meinung – ich bin wirklich überzeugt davon –, dass wir mit ein bisschen mehr Wertschätzung für die Gesundheitsberufe, mit mehr Transparenz und Gesprächsbereitschaft viel Gutes im Gesundheitswesen bewegen könnten, denn es gibt schon viel gute Vorbereitungsarbeit. Wir wären jedenfalls bereit, daran konstruktiv mitzuwirken. (Beifall bei den Grünen.)

12.45


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme zu Wort gemeldet ist Frau Bun­desminister Dr. Oberhauser. – Bitte, Frau Bundesminister.

 


12.45.20

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Dr. Sabine Oberhauser, MAS: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Bevor ich mich zum Gewebesicher­heitsgesetz und vor allem auch zu den hier vorgebrachten sonstigen gesundheitspoliti­schen Themen äußere, möchte ich Ihnen hier ein bisschen etwas zu meinem persönli­chen Gesundheitszustand sagen.

Erstens einmal freue ich mich wahnsinnig, dass ich heute wieder hier sein kann. Sie kennen mich, die meisten von Ihnen kennen mich ja schon aus meiner Funktion als Abgeordnete. Es ist nicht leicht, wenn man zu Hause sitzt und sich die Dinge, die hier ablaufen, zum Teil vor dem Fernseher anschauen muss, obwohl man, so wie ich es gewohnt bin, einfach gern mit dabei sein möchte. Auch ich möchte hier bei Ihnen sein, weil mir meine Arbeit auch Spaß macht.

Ich bin in der guten Situation, hier sein zu können, obwohl ich körperlich ein bisschen schwach beieinander bin. Ich habe es schon gesagt: Das erste Mal in meinem ganzen Leben habe ich mich nicht getraut, mich auf die Waage zu stellen, weil ich Angst ge­habt habe, abgenommen zu haben. Da merkt man erst, wie sich die Probleme ver­ändern: Während man sich früher nicht draufzustellen getraut hat, weil man Angst hat-


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