Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll154. Sitzung / Seite 317

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Berufsgruppen Standard würde. Da wären die Ringstraße und der Heldenplatz voll mit demonstrierenden Gewerkschaftern. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir müssen auch insgesamt wachsam sein – das ist heute schon mehrmals ange­sprochen worden –, denn die Industrialisierung der Medizin steht vor der Tür. Es gibt eine Wiederkehr des Taylorismus. Taylorismus bedeutet, dass alle Prozesse in der Industrie eingeteilt, segmentiert und gewissen Dienstleistern zugeordnet werden. Ich halte es für ganz schlecht, wenn man öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel den Wiener Krankenanstaltenverbund auch nur teilprivatisiert, denn das ist nicht im Sinne der Patienten und nicht im Sinne der öffentlichen Gesundheitsversorgung. (Beifall bei der FPÖ.)

Man muss dazu wissen, dass es in Europa Beispiele dafür gibt, dass Spitalsverbünde in Großstädten privatisiert beziehungsweise privaten Betreibern übergeben wurden, zum Beispiel in Hamburg. Da ist ein negativer Effekt aufgetreten, und damit repliziere ich auf Kollegen Öllinger: Wissen Sie, was da in Hamburg passiert ist? – Da sind plötzlich die gut bewerteten und gut bezahlten Operationen in den ehemals öffentlichen Spitälern, die durch private Betreiber administriert wurden, sprunghaft angestiegen. Da ist man nach einiger Zeit, nach einigen Jahren draufgekommen, dass es vielleicht nicht die beste Idee ist, wenn Stadtverwaltungen ihre öffentlichen Versorgungseinrichtungen privaten Betreibern in die Hand geben. Ich sage Ja zu Privatspitälern, ich sage aber eindeutig Nein zur Privatisierung von großen öffentlichen Apparaten wie dem Wiener KAV. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir müssen auch unsere Begrifflichkeiten ein bisschen besser definieren. Wenn wir ständig von PHCs reden, dann meinen wir damit Versorgungszentren, die verschie­denste Berufsgruppen unter einem Dach integrieren sollen, wobei bis jetzt noch immer nicht ganz klar ist, wer dabei die Leitung haben soll. Ich als Arzt bin auch kein besonderer Freund davon. Das kann vielleicht in einzelnen Regionen funktionieren, auf dem Land zum Beispiel kann man darüber reden, wenn es wirklich so einen Hausärzte- und Landärztemangel gibt, aber in Wien sind sie erwiesenermaßen sinnlos.

Wir haben ein PHC auf der Mariahilfer Straße; das funktioniert nach meiner Information so halbwegs. Das zweite PHC, das angedacht worden ist beziehungsweise schon betriebsbereit stünde, will kein Mensch. Das nimmt niemand. Warum nimmt das nie­mand? Warum betreibt keine Gesellschaft oder kein Zusammenschluss von Ärzten dieses PHC, obwohl das andere PHC mit 200 000 € subventioniert worden ist? – Keine einzige Ordination in Österreich ist jemals subventioniert worden; dieses PHC ist subventioniert worden. Aus meiner Sicht wäre es viel sinnvoller, Ärztezentren zu errichten – da geht auch die Ärztekammer mit –, als sich ständig auf PHCs zu fokussieren, die kein Mensch will und wahrscheinlich auch nicht wirklich von den Patienten gebraucht werden. (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen. – Beifall bei der FPÖ.)

Ich denke mir, da sollten wir in der Debatte noch wirklich in die Tiefe gehen und uns noch einmal gründlich darüber unterhalten. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

14.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schopf. – Bitte.

 


14.36.31

Abgeordneter Walter Schopf (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe Kolle­ginnen! Liebe Kollegen! Ich möchte mich vorab für die vielen lieben Glückwünsche zu meinem Geburtstag bedanken.

Zum Thema, zum Budget, insbesondere zu einem Thema, das mir persönlich sehr wichtig ist, nämlich zu den Gratis-Zahnspangen: Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!


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