Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 50

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Menge bürokratischer Hürden, welche leider jegliche Kreativität bereits im Keim erstickt und so die Ansiedelung wichtiger internationaler Technologieträger erschwert. Sie ha­ben eine Erhebung, eine Studie präsentiert; ich habe leider hier eine andere, die im Auftrag der US-Handelskammer in Österreich vom Beratungsunternehmen Pricewater­houseCoopers durchgeführt wurde, die dem österreichischen Wirtschaftsstandort eine sinkende Attraktivität bei rund hundert Firmen aus den USA attestiert. Lediglich 8 Pro­zent der US-Firmen, die an den Umfragen teilgenommen haben, glauben, dass sich die Standortqualität in Österreich verbessert hat. 35 Prozent sehen hingegen Verschlech­terungen. In allen Problemfeldern hat sich Österreich damit im letzten Halbjahr weiter verschlechtert, wodurch die Standortpolitik noch negativer als bei der letzten Umfrage zu bewerten ist. Das ist leider eine Realität.

Sie haben zwar am 8. November des Jahres ein ambitioniertes Forschungspaket ver­abschiedet. Allerdings wird man darauf warten müssen, wie diese Dinge tatsächlich mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, was für uns fehlt, ist der neue Gründergeist, ein inno­vationsfreundliches Klima und eine entsprechende Aufbruchsstimmung. (Präsidentin Bu­res gibt das Glockenzeichen.) Dazu bedarf es, wie gesagt, einer Doppelstrategie: Es braucht einerseits attraktive Forschungsbedingungen, um junge Talente heranzubilden, und zum anderen den Abbau bürokratischer Hemmnisse, um den Technologiestandort Österreich einladender zu gestalten und die Abwanderung innovativer Unternehmen zu verhindern. – Danke vielmals. (Beifall bei der FPÖ.)

10.16


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Köchl zu Wort. – Bitte.

 


10.16.49

Abgeordneter Matthias Köchl (Grüne): Geschätzte Kolleginnen! Geschätzte Kolle­gen! Vielleicht sollte man, wenn man über den technologischen Wandel spricht, einmal hundert Jahre zurückblicken. Deswegen steige ich einmal mit einem Text von Peter Ro­segger ein, der 1902 Folgendes geschrieben hat:

„Auf der eisernen Straße heran kam ein kohlschwarzes Wesen. Es schien anfangs still­zustehen, wurde aber immer größer und nahte mit mächtigem Schnauben und Pfus­tern und stieß aus dem Rachen gewaltigen Dampf aus. Und hinterher –

‚Kreuz Gottes!‘ rief mein Pate, ‚da hängen ja ganze Häuser dran!‘ (…)

Das bringt kein Herrgott mehr zum Stehen! fiel’s mir noch ein. Da hub der Pate die beiden Hände empor und rief mit verzweifelter Stimme: ‚Jessas, Jessas, jetzt fahren sie richtig ins Loch!‘

Und schon war das Ungeheuer mit seinen hundert Rädern in der Tiefe; die Rückseite des letzten Wagens schrumpfte zusammen, nur ein Lichtlein davon sah man noch eine Weile, dann war alles verschwunden, bloß der Boden dröhnte, und aus dem Loch stieg der Rauch.

Mein Pate wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Angesicht und starrte in den Tunnel.

(…) im Waggon waren Bänke, schier wie in einer Kirche; und als wir zum Fenster hi­nausschauten – ‚Jessas und Maron!‘ schrie mein Pate, ‚da draußen fliegt ja eine Mauer vorbei!‘

Jetzt wurde es finster, und wir sahen, daß an der Wand unseres knarrenden Stüb­chens eine Öllampe brannte. Draußen in der Nacht rauschte und toste es, als wären wir von gewaltigen Wasserfällen umgeben, und ein ums andere Mal hallten schauerli­che Pfiffe. Wir reisten unter der Erde.

 


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