Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 52

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gerjahre argumentiert, aber ich meine, man könnte sich darauf verständigen, dass auch die Roboter Steuern und Sozialabgaben zahlen, geschätzte ÖVP!

Kollege Hanger von der ÖVP hat vorhin davon gesprochen, 24 Stunden zu arbeiten – das sehe ich nicht so. Oder meinen Sie sieben Tage die Woche arbeiten? – Das sehe ich nämlich auch nicht so. Da möchte ich schon um ein bisschen Klarheit bitten und da­rum, den Menschen im Vordergrund zu sehen und nicht immer nur die Technologie. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Grünen.)

10.21


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ga­mon. – Bitte.

 


10.21.59

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Minister! Wir haben heute sehr viele Phrasen und auch Plattitüden zu die­sem Thema gehört. Es ist immer wieder um Buzzwords gegangen, und insbesondere Herr Klubobmann Schieder hat damit begonnen, indem er einzelne vielleicht unproble­matische Erfindungen hervorgehoben hat, die sehr wohl Verbesserungen für den Alltag der Menschen mit sich gebracht haben – aber ich meine, darum geht es in dieser Fra­ge gar nicht.

Die Dinge, die jeder sofort als offensichtlich positiv empfindet, sind ja gar nicht das Pro­blem in dieser Debatte. Es geht um eine Haltungsreform, die wir eigentlich uns selbst auferlegen müssen – eine Reform der Haltung, die wir ganz grundsätzlich gegenüber dem Neuen haben, so ganz im Sinne von Star Trek: „to boldly go where no man has gone before.“

Das machen wir in Österreich jedoch ganz sicher nicht, denn technologischer Wandel bedeutet ja eine ständige und vielleicht auch beschleunigte Veränderung von beste­henden Arbeitsplätzen, von bestehenden Prozessen und auch von Berufsbildern und Dienstleistungen, die wir in unserem Land haben. Das ist das, was man vielleicht auch unter Schumpeters „schöpferischer Zerstörung“ zusammenfassen kann, denn es tut ja manchmal auch weh. Es tut manchmal auch weh, aber wir sind oft gar nicht bereit, die­sen Weg zu gehen – „boldly“.

Technologischer Fortschritt, das haben wir heute auch schon gehört, ist so alt wie die Menschheit selbst – aber wir müssen ja nicht glauben, dass dieser Fortschritt gerade jetzt damit beginnt, massenhaft Arbeitsplätze zu vernichten, während das in der Ver­gangenheit nicht der Fall war. Damals haben wir im Vergleich zu heute genauso wirk­lich harte, krasse Veränderungen der gesamten Gesellschaft, der gesamten Landschaft erlebt – beziehungsweise haben wir diese vielleicht nicht selbst erlebt.

Ich möchte heute auch etwas zitieren. Hubert Markl hat für das Buch „Wie kommt das Neue in die Welt?“ ein Essay geschrieben. Hubert Markl war Zoologe, Wissenschafts­manager, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und hat auch das Gründungsdoku­ment für das IST Austria mitverfasst. Er schrieb in diesem Essay: „Erst die hohe Wert­schöpfung innovativer Leistung ist es, die viele neue, andersartige Beschäftigungspo­tentiale freisetzt“ – und der Effekt dieser neuen Beschäftigungsmöglichkeiten wird groß­teils positiv gesehen, dazu gibt es immer wieder Studien.

Es gibt auch andere positive Effekte, die im Rahmen dessen mit sich gebracht wer­den – aber natürlich gibt es in dieser Diskussion auch Verlierer, die wir nicht verschwei­gen dürfen. Wenn es jedoch darum geht, was wir überhaupt möglich machen können, dann sind in Österreich schon noch ein paar gesetzliche Änderungen notwendig, um diese positive Landschaft für neue Entwicklungen überhaupt zu ermöglichen.

 


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