Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 122

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System für die Ärzte nicht optimal ist, dann muss ich sagen: Wir haben da, bitte schön, schon einiges zu tun. Wir können uns heute nicht in Phrasen und Willensbekundungen ergehen, dass wir alles besser machen wollen und das System besser machen wollen, aber keine konkreten Vorschläge heute hier äußern.

Daher möchte ich kurz auf das Regierungsprogramm eingehen, wo ja drinnen steht, dass der Hausarzt und der Arzt insgesamt aufgewertet werden soll – bis jetzt erleben wir das Gegenteil! Aber es fehlt mir der konkrete Vorschlag: Was kann man denn tun, um unterversorgte österreichische Regionen wieder zu versorgen? (Beifall bei Abgeord­neten der FPÖ.)

Bitte schön, da brauchen wir nur über die Grenzen zu schauen: Ostdeutschland. Nach dem Mauerfall hatten die Ostdeutschen speziell in Sachsen ein ganz massives ähnli­ches Problem wie bei uns, weil die Ärzte geflüchtet sind, die sind alle in den Westen gegangen. Was hat man getan? – Man hat die Niederlassung dort attraktiviert. Wie at­traktiviert man eine Niederlassung? – Indem man den Ärzten etwas bietet. Da hat es Nie­derlassungsprämien gegeben, die waren in ganz schöner Höhe – ich habe mir das erst gestern wieder angeschaut, das war noch in Schilling-Zeiten –, umgerechnet 500 000 Schil­ling hat der Arzt, der sich im Osten niederließ, als Handgeld für einen fünf­jährigen Ver­pflichtungsvertrag bekommen, plus Wohnung, plus Ordination, plus Ausstattung für die ersten fünf Jahre. Diese Dinge haben funktioniert, die haben den Ärztemangel abfe­dern können. Warum, bitte schön, denkt in Österreich niemand an solche Modelle?!

Eine Kommune in einem Tal im Waldviertel oder einer anderen Region, die unterver­sorgt ist, kann natürlich sagen: Passt auf, wir nehmen jetzt Geld in die Hand, machen das attraktiv für Kollegen! Da können zwei, drei Kollegen/Kolleginnen hingehen und dann einmal einen Fünfjahresvertrag abschließen, sodass sie in ihrer Existenz gesi­chert sind, und dann schauen wir weiter. Dann kann man den Vertrag verlängern oder auch nicht, oder die Ordination geht gut und man reduziert die Zuschüsse und die Un­terstützungen auf die marktüblichen Verhältnisse. Das kann man alles tun. Diese Ideen höre ich nicht, lese ich nicht. Im Ausland wird es gemacht und in Wien wird es gemacht.

Der Mariahilfer Kollege mit seinem PHC kriegt 200 000 € im Jahr – das wurde heute auch schon angesprochen –, das finde ich nicht okay. In anderen Regionen haben wir eine Unterversorgung, in Wien haben wir definitiv nur in einzelnen Bereichen eine Un­terversorgung, aber es werden Subventionen ausgeschüttet für ein Zentrum, das als Pa­rademodell gilt, wie es so in Österreich nicht überall funktionieren kann.

Ich habe auch noch nichts über Modelle gehört, die in anderen Ländern üblich sind, wie zum Beispiel Capitation. Capitation heißt, dass sich Patienten einer Region bei ei­nem Arzt eintragen und dort fix zugeteilte Patienten sind – 5 000, 6 000 Patienten pro Arzt – und der Arzt dafür eine Grundpauschale erhält. Das heißt, er hat eine Existenz­sicherung. Das kann man auch auf fünf oder zehn Jahre befristen und sagen: In dieser unterversorgten Region soll der Arzt in dieser Zeit dieses Geld verdienen. (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen.)

Einen Satz noch: Ich möchte das Gesundheitsministerium einladen oder Folgendes an­regen: Wir haben so viele wirkliche Experten im System – Ärzte, Schwestern et cete­ra –, die jahrelang tätig sind, Expertise haben, Erfahrung haben. Warum macht das Ge­sundheitsministerium nicht einmal einen Open Space, lädt ausgewählte Leute aus all diesen Berufsgruppen ein, veranstaltet über ein Wochenende ein Seminar mit denen, und wir reden uns einmal zusammen, was möglich wäre abseits der bürokratischen Vor­schläge, die von Schreibtischen aus gemacht werden?! – Danke schön. (Beifall bei Ab­geordneten der FPÖ sowie der Abgeordneten Gerhard Schmid und Doppler.)

14.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schmid. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


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