Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll160. Sitzung / Seite 322

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auch die Frage stellen: Was ist denn einer Gesellschaft etwas wert? Die Frage, die ich mir da manchmal stelle ist: Warum ist einen Motor zusammenzubauen offensichtlich mehr wert, als alte Menschen zu pflegen? – Vielleicht hat es damit zu tun, dass manche lieber mehr Geld für ein Auto ausgeben als für die Pflege ihrer Mutter.

Es gibt in diesem Zusammenhang einige Lösungsansätze: Beispielsweise muss man darüber nachdenken, die Entlohnung in den sogenannten Zuwendungsberufen, das sind in der Regel Frauenberufe, zu verbessern – das sind Pflege, Kinderbetreuung, Handel und Dienstleistung. Andererseits braucht es natürlich auch so früh wie möglich Anreize, damit Mädchen ihre technischen Fähigkeiten entdecken und dann in einen dieser besser bezahlten Berufe einsteigen.

Ein anderer wesentlicher Einflussfaktor ist natürlich das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dabei sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, aus­reichend Kinderbetreuung zur Verfügung zu stellen. Die 305 Millionen €, die die öffentliche Hand da in den letzten Jahren eingesetzt hat, sind sehr gut investiertes Steuergeld.

Ich möchte in dem Zusammenhang aber auch einmal eine Gruppe ins Spiel bringen, von der seltener die Rede ist, und zwar sind das die Kinder. Kinder sind, wie alle Erziehungsberechtigten wissen, sehr unterschiedlich, und sie brauchen mitunter auch unterschiedlich viel Zeit, um die für sie richtige Entwicklung zu durchlaufen. Ich kann das von meinen eigenen Töchtern sagen, da war das sehr unterschiedlich. Die eine war eine sehr schnelle, autonome, und die andere ist wesentlich länger an meinem Rockzipfel gehangen. Das ist mitunter auch ein Grund, warum Mütter – meistens sind es die Mütter und nicht die Eltern – in Teilzeit gehen.

Warum ist Teilzeit so beliebt? – Weil die Eltern, die Mütter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen. Die negativen Auswirkungen, die die Teilzeit dann auf die Lebensverdienstsumme und auch auf die Pension hat, werden dabei leider oft ausgeklammert. Ich denke, genau da müssen wir ansetzen. Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der die Teilzeitbeschäftigung verteufelt wird und Frauen die Voll­zeitbeschäftigung so quasi mit dem Argument, dass sie mit Teilzeit die falsche Ent­scheidung treffen würden, aufgezwungen wird. Ich möchte aber auch nicht, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Frauen durch ihre Entscheidung für Kinder leichter in die Armut getrieben werden.

Positiv auf Frauenpensionen wirken sich die vier Jahre pensionsbegründende Anrech­nung der Kindererziehungszeiten aus. Daher ist es auch nach wie vor, und das sage ich ganz bewusst, eine Forderung der ÖVP-Frauen, diese vier Jahre pensions­begründend für jedes Kind, unabhängig vom Geburtsdatum, zu bekommen – schlicht und einfach deshalb, weil es im Alter wirkt. Die Zuweisung in den Sozialausschuss und der Wunsch, dass dort möglichst ideologiefrei und faktenbasiert zu diskutieren, werden von uns natürlich unterstützt. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

22.36


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Knes. – Bitte.

 


22.37.00

Abgeordneter Wolfgang Knes (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren des Hohen Hauses! Selbstverständlich tragen wir diesen Antrag mit, und ich möchte nur daran erinnern, warum wir diesen Zuweisungsantrag unterstützen, weil Frau Schenk das nicht versteht. Wir unterstützen das deswegen, weil es genau in diesem Ressort, nämlich im Sozialressort, sehr gut aufgehoben ist, und weil die Armutsgrenze, nämlich bei den Damen, genau in der Arbeitspolitik beginnt.

 


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