Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll160. Sitzung / Seite 325

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bruck: Das untermauert auch wissenschaftlich die Notwendigkeit, dass Kinder in bestimmten Altersphasen auch männliche Bezugspersonen, Role Models haben, weil die Gesellschaft eben so aussieht, dass es nicht angehen kann, dass ein Kind oft bis zum zehnten Lebensjahr in den verschiedenen pädagogischen Einrichtungen über­haupt „nur“ – unter Anführungszeichen – auf Frauen trifft.

Dieser Antrag, liebe Kollegin Schenk, ist berechtigt, ich hoffe, wir kommen zu einem guten Ende. Wenn es eine Quote sein soll: Wieso nicht? – Auch wenn sie nicht so beliebt ist. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und Team Stronach.)

22.44


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Durchschlag zu Wort. – Bitte.

 


22.44.59

Abgeordnete Claudia Durchschlag (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin sicher, jede von uns kennt im Umfeld alleinerziehende Mütter oder auch Familien, in denen es nur mehr weibliche Bezugspersonen gibt, also Mutter, Oma, Tante oder Nachbarin.

Da entsteht dann bei den Kindern sehr oft ein Bedürfnis nach männlichen Bezugs­personen, die als Vorbilder wirken können oder auch als Reibebaum fungieren können. Die Abwesenheit von männlichen Bezugspersonen setzt sich sehr oft in den Kin­dergärten und in den Volksschulen fort. In Oberösterreich beispielsweise waren im Jahr 2015/16 in den Kindergärten, Krippen und Horten 93 Männer tätig und 5 242 Frau­en. Bei den aktuell besetzten Landeslehrerplanstellen stehen 2 229 Män­nern 11 711 Frau­en gegenüber.

Es gab eine Dissertation zu diesem Thema – ich glaube, das hat Kollegin Wurm angesprochen –, in dieser wurde festgestellt, dass es nicht unbedingt das fehlende Interesse der jungen Männer ist: 60 Prozent der männlichen Jugendlichen sagen, sie wollen mehr Männer im Kindergarten. Jetzt ist die Frage: Woher kommt es, dass sich das nicht in den Kindergärten und Volksschulen abbildet?

Ein wesentliches Faktum ist die stark ablehnende Haltung gegenüber den männlichen Kindergartenpädagogen. Einerseits denken die Burschen immer noch, dass im Kindergarten beschäftigte Männer keine richtigen Männer sind, andererseits lehnen auch Eltern und Mütter männliches Kindergartenpersonal aus der Angst heraus, sie wären eine Gefahr für Kinder, ab. Da wird sozusagen eine Ambivalenz sichtbar, einer­seits erachtet man männliche Bezugspersonen als entwicklungsrelevant, das sind sie auch, andererseits ortet man durchaus von ihnen ausgehende Gefahren. Womit wir wieder bei einem alten Problemfeld angekommen sind, den stereotypen Rollenbildern, die es aufzubrechen gilt. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Die Politik kann noch so großartige Projekte zur Steigerung des Männeranteils in den pädagogischen Berufen initiieren, solange in den Köpfen noch Bilder vorhanden sind, die auf der einen Seite Softies und auf der anderen Seite Pädophile zeigen, wird das sehr, sehr schwierig werden.

Um diese Rollenbilder erfolgreich aufbrechen zu können, braucht es positive und prägende frühkindliche Erlebnisse, gleichzeitig ist es auch erforderlich, Jugendliche möglichst früh mit diesen typisch weiblichen Berufsfeldern in Kontakt zu bringen. In Oberösterreich ist man den Weg gegangen, möglichst viele Zivildiener in den Kinder­be­treu­ungseinrichtungen einzusetzen. Das nützt den Kindern und das nützt den jungen Männern.

Im Jahr 2015/16 waren insgesamt 111 Zivildiener in den oberösterreichischen Kinder­betreuungseinrichtungen tätig. Die Abteilung für Bildung hat einen speziellen Ausbil-


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