Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll173. Sitzung / Seite 91

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vor allem Handelsakademien, HTLs und so weiter. Ich habe vor zwei Wochen die Gelegenheit gehabt, mit einer Reihe von Kolleginnen und Kollegen aus dem berufs­bildenden Schulwesen eine Diskussion zu führen, und die haben auf eine dramatische Situation hingewiesen, Frau Ministerin.

Wir haben auch die Neuorganisation der Oberstufe beschlossen, und diese neue Oberstufe, diese modulare Oberstufe, die wir ja eigentlich wollten, macht so, wie sie beschlossen worden ist, nicht nur wenig Sinn, sondern erzeugt auch Riesenprobleme – auch da wird es ein Korrekturgesetz brauchen. Was wir mit diesem Gesetz erreicht haben, ist, dass Schülerinnen und Schüler künftig mehr Prüfungen haben und nicht weniger, dass Schülerinnen und Schüler weniger Chancen haben und nicht mehr, weil die negativ beurteilten Semestermodule am Schluss nachgeholt werden müssen.

Wir diskutieren heute zwar über die Zentralmatura, ein Riesenproblem entsteht hier aber vor allem im berufsbildenden mittleren Schulwesen, bei welchem wir zwei-, drei- und teilweise vierjährige Schultypen haben und bei denen am Schluss diese Prüfungen kumulieren. Da kommt alles zusammen. Es betrifft die schwächsten Schülerinnen und Schüler, diejenigen, die eh schon Probleme haben, und die sollen jetzt am Schluss alle negativen Arbeiten des ersten, zweiten und dritten Schuljahres nachholen?! – Das wird sich nicht ausgehen. Besonders problematisch daran ist, dass für diejenigen die Schul­karriere beendet ist, da gibt es keinen Ausweg mehr. Also da haben wir dringenden Handlungsbedarf. Da müssen wir alles tun, um dieses Problem zu beseitigen.

Kollege Hauser, weil Sie unsere Diskussion zur Zentralmatura hier angesprochen haben: Bitte verwechseln Sie nicht Äpfel mit Birnen! Reden Sie mit Schülerinnen und Schülern, reden Sie mit Maturantinnen und Maturanten und auch mit den betroffenen Lehrerinnen und Lehrern! Die werden Ihnen sagen, dass wir gerade im Fach Mathe­matik dringenden Handlungsbedarf haben. Nun heißt das nicht – das möchte ich ausdrücklich feststellen –, dass wir gegen Mathematik sind. Ich halte Mathematik für unverzichtbar, das ist überhaupt keine Frage, aber wir müssen dringend im Fach Mathematik didaktisch nachlegen. Lehrerinnen und Lehrer müssen da besser auf die derzeitigen Erfordernisse vorbereitet werden. Wir müssen sicherstellen, dass Mathe­matik nicht zum Horrorfach für viele Schülerinnen und Schüler wird. Das ist der zentrale Punkt!, und das unterscheidet uns ganz klar von Ihrem Ansatz. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hauser: ... Wahlfach!)

Ich darf Ihnen dazu sagen: Wir sind für eine Leistungsschule! Wir sind für eine Schule, in der Kinder gefordert und gefördert werden, weil Kinder und Jugendliche das wollen! Die wollen Leistung erbringen, aber wir müssen ihnen die Chance dazu geben. Ihre Antwort darauf ist glasklar: Wir wollen das Schulsystem aus der Mitte des 19. Jahr­hunderts im 21. Jahrhundert fortführen! – Das ist Ihre Antwort! (Zwischenruf des Abg. Hauser.) Das ist legitim, Teile der ÖVP sehen das auch so. – Wir Grünen sehen das anders!

Wir weisen darauf hin, dass es im 21. Jahrhundert Dinge wie den Computer gibt, dass es das Internet gibt. Wir müssen im 21. Jahrhundert auf diese Entwicklungen reagie­ren. Wir brauchen nicht einfach ausgebildete Hilfsarbeiter, die einfache Tätigkeiten in den Fabriken verrichten, sondern wir brauchen Schülerinnen und Schüler, die nach absol­vierter Schulpflicht im Team arbeiten können, die demokratische Prozesse erlernt haben, die kritisch denken können und die auf die Erfordernisse der Zeit eingehen kön­nen. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen blauem 19. Jahrhundert in der Bildungspolitik und modernem 21. Jahrhundert bei den Grünen! (Beifall bei den Grünen.)

13.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Klubobmann Mag. Dr. Strolz gelangt nun zu Wort. – Bitte, Herr Klubobmann.

 


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