Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll175. Sitzung / Seite 57

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10.07.40

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Studierende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich halte es auch für super, dass wir diese Debatte hier und jetzt führen, weil wir einfach sehr selten Gelegenheit haben, über die soziale Lage von Studierenden zu sprechen, darüber, wie es den Studierenden eigentlich wirklich geht.

Es geht auch um die Situation der jungen Menschen noch vor dem Studium, nach dem Abschluss der Schule. Da fragt man sich: Was möchte ich eigentlich machen, wofür bin ich geeignet, was passt eigentlich zu mir? Da fehlt es immer noch an Infos und daher an Wissen darüber, welche Möglichkeiten man hat. In diese Richtung wird einiges geschehen; das ist gut, aber es braucht noch intensivere Begleitung.

Die nächste Frage ist: Wie kann ich mir eigentlich das Studium, die Ausbildung leisten? Oftmals zieht man das erste Mal von Zuhause aus, und wir kennen die Situation, dass es nicht unbedingt günstige WG-Zimmer gibt, und auch die Studiwohnheime, die eigentlich bezahlbar sein sollten, sind leider nicht immer bezahlbar. Wenn man Glück hat, findet man ein leistbares Zimmer in einem Studiwohnheim.

Vor dem Studium muss man vielleicht, um die Zulassungsprüfung zu schaffen, noch einen Vorbereitungskurs machen, der auch etwas kostet. Dann beginnt man mit dem Studium, absolviert die Studieneingangs- und Orientierungsphase, das läuft. Nach kurzer Zeit kommt man vielleicht drauf: Das ist doch nicht so meines!, oder es passt.

Hat man sich dann im Studium etabliert, hat man auch Platz in Seminaren und in Lehrveranstaltungen bekommen, kommt wiederum die finanzielle Komponente zum Tragen: Kann ich mir die Bücher, die Unterlagen und vieles mehr leisten?

Frau Kollegin Kuntzl hat es schon angesprochen: Aus diesem Grund müssen einfach ungemein viele Studierende parallel arbeiten und studieren sozusagen nebenbei. Manche stellen bei dementsprechend niedrigem Einkommen der Eltern den Antrag auf Studienbeihilfe, aber nur manche.

Das alles sind keine Erfindungen, die ich heute präsentiere, sondern Realitäten der Studierenden, die sich ganz klar in der aktuellen Studierendensozialerhebung wider­spiegeln.

Ich denke, genau da müssen wir ansetzen, und es muss doch schaffbar sein, nicht weitere Schranken einzuführen. Es muss uns doch darum gehen, den Studierenden so gut wie möglich mit allen Rahmenbedingungen unter die Arme zu greifen und ihnen keine weiteren Steine in den Weg zu legen. Herr Vizekanzler, ich denke, auch Sie verfolgen diesen Weg. Ich sehe Sie da auch als starken Bündnispartner. Ich hoffe, dass wir in diese Richtung gehen werden und appelliere dahin gehend auch an Sie.

Ich halte es für sehr positiv, dass Sie 1,3 Milliarden € oder ein bisschen mehr zu­sätzlich in die Unis investieren wollen. Warum diskutieren wir dann aber seit 1999 über die Inflationsanpassung der Studienbeihilfe? Das steht in überhaupt keiner Relation. Außerdem wissen wir alle – das wurde auch schon angesprochen –, dass es immer weniger Studierende werden, die Studienbeihilfe beziehen können. Sie würden sie aber dringend brauchen. Das liegt nicht daran, dass ihnen die Beihilfe nicht zustehen würde, es liegt einfach an den Rahmenbedingungen.

Es braucht also eine echte Reform mit echten Erhöhungen und neuen Rahmen­bedingungen, die sozial treffsicher und gerechter sind. Die von Ihnen, Herr Minister, angekündigte Erhöhung der Studienbeihilfe ist ein guter Schritt. 25 Millionen € reichen aber einfach nicht aus. Das steht, wie gesagt, in keiner Relation zu den Geldern, die Sie für das ganze System, für die Unis aufstocken wollen. Das ist nicht etwas, das wir


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