Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll175. Sitzung / Seite 149

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Natürlich trägt auch unsere Fraktion das mit. Wir glauben, dass es eine im Wesent­lichen gute Lösung ist. Entscheidend war für uns auch in dem vorbildlichen partizi­pativen Prozess der Gesetzwerdung – das ist schon beschrieben worden –, dass es um eine möglichst unbürokratische Lösung geht, damit die Betroffenen nicht noch einmal ihren gesamten Leidensweg schildern müssen, um zu dieser Leistung zu kom­men, dass man das Leid nicht noch einmal durch bürokratische Schritte vergrößert. Ich glaube, das ist im Wesentlichen gelungen, und daher unterstützen wir dieses Gesetz. – Danke schön. (Beifall bei NEOS und Grünen.)

14.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Ing. Dietrich. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


14.42.06

Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Wir reden heute über ein sehr dunkles Kapitel in unserer Geschichte, über das Kapitel der Gewalt an Kindern.

Gewalt an Kindern ist ein Phänomen, das es nicht nur in der Vergangenheit gegeben hat, sondern leider Gottes auch jetzt noch gibt. Eine Statistik sagt: Jedes zehnte Kind in Deutschland und Österreich ist von Gewalt betroffen. Wir reden aber auch über eine Facette der Gewalt, die, denke ich mir, schlimmer als alles andere ist: sexueller Miss­brauch von Kindern. Auch das hat in Heimen stattgefunden und ist wahrscheinlich ein Thema, das es in der Gegenwart noch immer gibt. Viele dieser Opfer waren zutiefst traumatisiert und konnten jahrelang – davon gehe ich aus – nicht über dieses Thema sprechen.

Ich finde es gut und richtig, dass sich heute alle Parteien geeinigt haben. Mein beson­derer Dank gilt Beppo Muchitsch für seine tolle Vorsitzführung und die Herangehens­weise, wie er das gemacht hat. Das war wirklich ausgezeichnet, und in diesem Sinn: Danke. (Allgemeiner Beifall.)

Nur dadurch ist es gelungen, dass wir nun gemeinsam hinschauen, die Schleier lüften, uns dieses Themas annehmen und jene zu einem Hearing holten, die da wirklich mehr wissen. Dazu gehört der Weisse Ring, dessen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mehr als 3 500 Fälle sensibel bearbeitet und mit den Menschen gesprochen haben, oder auch die Klasnic-Kommission, die 2010 von der Bischofskonferenz eingesetzt wurde, um sich genau mit diesen Themen und den Vergehen in der Vergangenheit, die in kirchlichen Heimen passiert sind, auseinanderzusetzen.

Wir alle fragen uns: Wie konnte das passieren? Wie konnte es passieren, dass so viele Instanzen weggeschaut haben? Wie konnte es passieren, dass verschiedene Erzieher ihren Sadismus ausgelebt haben? – Die Antwort haben einige Kollegen schon gege­ben. Es lag wahrscheinlich am gesellschaftlichen Bild, das man hatte, nach welchem Kinder, die keine Eltern, kein soziales Umfeld hatten, als Abschaum angesehen wur­den. Ich bin sehr froh, dass wir uns gesellschaftlich weiterentwickelt haben und jeder von uns und in der Gesellschaft den Wert von Kindern schätzt, denn Kinder sind wirklich das größte Gut einer Gesellschaft. Wir alle müssen alles daransetzen, Kinder vor Gewalt, vor schlechten Einflüssen zu schützen. (Allgemeiner Beifall.)

Es ist ja wohl völlig klar, dass das, was die jungen Menschen damals miterlebt haben, massive Auswirkungen auf ihr weiteres Leben hatte. Mehr als ein Viertel wurde kriminell, 46 Prozent leiden heute noch unter Angst und Panikzuständen. Viele sind auch in einer Depression. Wenn der Staat und wir alle jetzt sagen: 300 € Rente – und zwar nicht als Einkommensbestandteil, nicht pfändbar, sondern tatsächlich 300 € –,


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