Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll183. Sitzung, 7. Juni 2017 / Seite 219

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so vielen Schwangerschaftsabbrüchen in Österreich kommt, anzuschauen; schät­zungs­weise sind es 35 000.

Ich glaube nicht, dass wir genauere Statistiken brauchen – es sind ungefähr 17 bis 18 Schwangerschaftsabbrüche pro 1 000 Frauen im gebärfähigen Alter. Ich glaube auch, dass jeder Schwangerschaftsabbruch einer zu viel ist, weil das keine Frau frei­willig macht und es ein schwerer Teil im Leben einer Frau ist, wenn das passiert und wenn es notwendig wird.

Gleichzeitig ist Österreich eines der Länder, in denen am wenigsten verhütet wird. Das war bisher leider noch kein einziges Mal Thema, ist aber sehr wohl Thema im Frauenvolksbegehren, über das jetzt überall zu lesen ist und das hoffentlich immer mehr kommuniziert wird. Verhütung ist in Österreich offensichtlich immer noch ein Tabu.

Es gibt eine sehr gute Studie aus Amerika, erst kürzlich erschienen, also relativ aktuell, die nachweist, dass bei jenen Frauen, die gut verhüten, die sicher verhüten, es nur zu 5 Prozent Schwangerschaftsabbrüchen kommt; bei jenen Frauen, die nicht zuverlässig verhüten, so ab und zu, und das quasi nicht so genau nehmen, kommt es schon zu 43 Prozent Schwangerschaftsabbrüchen; und bei jenen Frauen beziehungsweise auch Männern, die keine Verhütung verwenden, kommt es zu 52 Prozent Schwanger­schaftsabbrüchen. Was sagt uns das? Worüber sollten wir noch mehr nachdenken als über Beratungsstellen, die wir zur Genüge haben? – Wir sollten darüber nachdenken, wie wir Verhütung leistbar und zugänglicher machen. (Beifall bei Grünen und NEOS sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es gibt kaum ein Land in Westeuropa, in dem Verhütung so teuer ist wie in Österreich. Ich würde mir wünschen, dass gerade die FPÖ und Kollege Franz – von denen immer wieder Anträge in die Richtung kommen, Statistiken von Schwangerschaftsabbrüchen zu führen – unterstützen, dass wir mehr darüber nachdenken, wie wir gewährleisten, dass Verhütung keine soziale Frage ist, dass nicht die, die gebildet sind und eine bessere schulische Ausbildung haben und entsprechende ... (Zwischenruf der Abg. Schimanek.) – Sie schütteln den Kopf. (Abg. Schimanek: Ich nicke Ihnen zu!)

Gerade hat die FPÖ in der Steiermark verhütet (allgemeine Heiterkeit) – verhindert –, dass ein sehr, sehr wichtiges Projekt zur Aufklärung in Schulen, liebenslust*, ein Projekt, das jungen Menschen und Kindern Sexualität zugänglich macht und ihnen ihren Körper erklärt – und das ist ganz, ganz wichtig –, fortgesetzt wird. Das hat die FPÖ in der Steiermark verhindert. (Abg. Walter Rauch: Ein Wahnsinn! – Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich glaube, man sollte hier und auf allen politischen Ebenen viel öfter und offener über das Tabu Sexualität, über Aufklärung (Zwischenruf des Abg. Zanger.) – ja natürlich, machen Sie mit, Herr Kollege, anstatt sich da aufzuregen – und die Ursachen von Schwangerschaftsabbrüchen reden, wie zum Beispiel, dass Verhütungsmittel (Abg. Zanger: Wir sind eine Familienpartei, wir verhüten nicht!) in Österreich viel zu teuer sind und dass kostenloser beziehungsweise leistbarer Zugang ermöglicht werden soll. – Danke. (Beifall bei Grünen und NEOS sowie bei Abgeord­neten der SPÖ. – Abg. Walter Rauch: Sie haben ja keine Ahnung! – Zwischenruf der Abg. Schimanek.)

17.42


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Franz. – Bitte.

 


17.42.53

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Liebe Zuhörer! Zur Abtreibung grundsätzlich kann man weltanschaulich verschiedener Meinung sein und


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