Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll183. Sitzung, 7. Juni 2017 / Seite 224

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eine Frau, ein Mädchen ungewollt schwanger geworden ist. In Deutschland gibt es eine solche Statistik, und daraus ist geschlossen worden, dass die Zahl der Gebur­tenabbrüche aufgrund der neuen Aufklärung zurückgegangen ist, meine Damen und Herren. Genau das wollen wir! (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Vavrik.)

Wir wollen keine Schwangerschaftsabbrüche, weil die Frauen darunter leiden. Sie sollen zuvor beraten werden, und ich möchte aus einer Statistik lesen können, dass die Beratung vorher passiert und nicht im Nachhinein, um dann aufzuwachen und zu sagen: Um Gottes willen, jetzt bin ich schwanger, was tue ich? Beratung ist immer besser, und genau das wollen wir damit erreichen. (Abg. Schwentner: Verhütung ist das Beste!) – Beratung und Verhütung, logischerweise. (Beifall bei der FPÖ.)

17.57


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Kucharowits. – Bitte.

 


17.57.42

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Immer wieder versuchen Politikerinnen und Politiker, vorwiegend Männer, durch die Hintertür und unter dem Vorwand der besten und optimalsten Beratung für Frauen, Rechte von Frauen, die Selbstbestimmung über den eigenen Körper, auszuhebeln. (Abg. Franz: Abtreibung ist kein Recht!)

Sehr geehrter Kollege Franz! Sie können Ihre Anträge noch so sehr zerreden oder mit irgendwelchen Erzählungen untermauern, verweichen oder verwässern, es bleibt einfach die Beschneidung der Rechte von Frauen. Ich kann Ihnen versichern, wir wer­den das, egal wie auch immer Sie es verpacken, erkennen und auch immer wachsam sein.

Der Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und reproduktiven Rechten muss für alle Frauen und Männer gewährleistet sein – das ist unser Job, und diesem Ziel haben wir uns in Österreich nicht nur überparteilich durch die Implementierung der Sustainable Development Goals verschrieben, sondern daran arbeiten wir in der Sozialdemokratie schon sehr lange und sehr intensiv, auch in unserer überparteilichen Gruppe, die es hier im Haus gibt, in der KollegInnen der SPÖ, der ÖVP, der Grünen und der NEOS mitarbeiten und mitgestalten.

Also: Der Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und reproduktiven Rechten muss für alle Frauen und Männer gewährleistet sein. (Zwischenruf des Abg. Zanger.) Das bedeutet für uns in der Sozialdemokratie im Konkreten sexuelle Bildung von klein auf, das heißt Recht auf Information, Recht auf Aufklärung über den eigenen Körper, über die Entwicklung, über Sexualität – und das irrsinnig umfassend, vielfältig und bunt, so wie es ist –, begleitet durch ExpertInnen und PädagogInnen.

Manche in Österreich haben leider immer noch Vorbehalte und sehr konservative Zugänge, aber – by the way – Unwissenheit schützt nicht vor Schwangerschaft und im Übrigen auch nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Wir setzen auch auf Prä­vention, das habe ich eben schon erwähnt, und ich möchte noch einmal untermauern: Der niederschwellige Zugang zu Verhütungsmitteln und der Umgang und die Anwen­dung müssen für alle transparent und klar sein.

Wir stehen auch ohne Wenn und Aber für sexuelle Integrität und Selbstbestimmung; das umfasst eben professionelle und medizinische Begleitung in allen Phasen. Selbst­bestimmung über den eigenen Körper heißt auch, Zugang zu Schwangerschafts­abbrüchen zu haben, die eben so gestaltet sind, dass die Entscheidung für die Frauen nicht vom finanziellen Background abhängig ist und vor allem in allen öffentlichen Spitälern möglich ist. Das gibt es jetzt noch nicht.

 


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