Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll186. Sitzung, 19. Juni 2017 / Seite 82

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Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Franz. – Bitte.

 


15.01.56

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (ohne Klubzugehörigkeit): Frau Präsident! Geschätz­te Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Was wir mit allen Mitteln verhindern müssen und was heute nur am Rande gestreift worden ist, das ist die Gesamtschule. (Abg. Stein­hauser: Das war doch eh im Zentrum!)

Die Gesamtschule ist das Symbol für Einförmigkeit und für Gleichmacherei, und ich glaube, unser Bestreben als verantwortliche Politiker in diesem Land muss dahin ge­hen, dass wir diese Ansätze zur Gesamtschule im Keim ersticken. Im Gegenteil, wir müs­sen nicht nur die Gesamtschule vom Tisch bringen, sondern wir müssen viel mehr Wert darauf legen, dass Auswahl, Leistung und entsprechende Kriterien dazu wieder Ein­gang in die Gesellschaft finden und zu den höchsten Werten in Österreich werden.

Wir haben den Elitebegriff in den letzten Jahren eigentlich mehr oder weniger verlas­sen. Niemand traut sich zu sagen: Wir wollen Elite. Meine Damen und Herren, wir brau­chen Elite! Wenn wir Österreich voranbringen wollen, dann brauchen wir ausgewählte Elite. Elite kann nur entstehen, wenn wir gute Schulen haben, wenn wir Schulen ha­ben, die die Begabten fördern und nicht alle nivellieren und über einen Kamm scheren, wenn wir nicht alle in Schulen hineinpressen, in denen der gleiche Lehrplan für alle gül­tig ist und sich die Gescheiteren den Dümmeren beugen müssen. (Beifall bei FPÖ und Team Stronach.)

Nichts gegen Dümmere – es kann nicht jeder einen IQ von 140 haben –, die müssen wir genauso betreuen, denen müssen wir auch durch die Institutionen helfen, das ist über­haupt keine Frage; aber wir müssen die Begabten fördern, und das kann man durch­aus im öffentlichen Bereich tun. Wir haben in Wien ein Beispiel dafür: die Karl-Popper-Schule. Im roten Wien haben wir eine Schule, von der öffentlichen Hand finanziert, die Eliten fördert. Also bitte, das ist der beste Beweis dafür, dass das durchaus auch die öffentliche Hand machen kann.

Wir können hier nicht immer Privatschulen-Bashing betreiben und damit auch die Leute bashen, die ihre Kinder berechtigterweise in Privatschulen geben, weil es im öffentli­chen Bereich nicht mehr geht, vor allem auch aus migrationstechnischen Gründen. Die­se Bürger müssen noch extra dafür zahlen, dass aus ihren Kindern etwas wird.

Im Gegenteil, wir müssen uns wieder zu einem Elitebegriff bekennen. Es darf und soll in Österreich Elite geben, Elite durch Leistung, das ist etwas Positives, das ist etwas Gutes, das gehört gefördert, und dazu sollten wir uns als Politiker bekennen, die wir auch ausgewählt sind. Elite heißt nichts anderes als auswählen. Wir brauchen Eliteschulen. Wir brauchen Elite in der Jugend. (Abg. Schieder: Wo sehen Sie sich eigentlich?) Wir brauchen junge Leute, die vorangehen und sagen: Ich übernehme Verantwortung. Ich habe etwas gelernt, ich bin gern Österreicher, und ich mache etwas für Österreich, weil ich etwas Gutes gelernt habe. – Das wird in einem Gesamtschulmodell, wo alle gleich sind, sicher nicht gelingen. (Beifall bei FPÖ und Team Stronach.)

Wir sollen uns auch auf Leute konzentrieren, die nicht unbedingt in die höhere Bildung gehen und die nicht maturiert haben. Es gibt Elite genug in Berufen, die wenig mit geis­tiger Bildung zu tun haben oder die von Menschen ausgeübt werden, die ihre Schulbil­dung mit 15 Jahren beendet und nicht studiert haben, nicht maturiert haben. Es gibt Elite­handwerker, es gibt super Facharbeiter. Es gibt Leute, die bekennen sich auch ohne hohe oder höhere Bildung zur Elite. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.) Diese Leute, die­se Bürger müssen wir in Österreich unterstützen. Wer etwas lernen will, wer etwas ler­nen kann, der soll das tun und der soll nicht eine Nivellierung vorfinden, die ihm die Hän­de bindet und den Geist zurückdrängt. Dazu müssen wir uns in der Politik bekennen.

 


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