Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 108

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Aber reden wir einmal über die nicht so legalen Süchte: Heroin: 16 000 Betroffene. Vor Ihnen steht einer dieser 150 Ärzte, die Substitution in Wien machen. Schon unter Stadtrat Rieder haben wir im Wiener Gemeinderat gemeinsam ein Drogenkonzept gemacht, und es hat meiner Meinung nach immer die richtigen Pfeiler gehabt. Wir wollten eine Großszene verändern und es gab folgende Pfeiler: Behandeln, Substi­tution, aber auch Aufklärung – Prävention – und Repression.

Es ist naiv, zu glauben, dass alles im Leben nett und schön ist, da braucht man nur auf den Karlsplatz zu gehen – eigentlich ist das Karlsplatz-Problem de facto gelöst. Wir wollten in Österreich immer eine Großszene verhindern. Damals hat es zum Beispiel in Zürich – Platzspitz – Riesenprobleme gegeben.

Ich kann sagen, heute blicke ich auf über 25 Jahre in der Therapie, mit Patienten. Eigentlich muss man sagen, fast jeder Süchtige ist irgendwie auch psychisch begleit­krank – depressiv, Borderline, Angststörung. Man wird nicht aus heiterem Himmel süchtig, wie viele glauben, es betrifft in der überwiegenden Zahl der Fälle Schwerst­kranke. Ich glaube, der amerikanische Weg – nur Repression – hat dazu geführt, dass in Mexiko enorme Profite von Kartellen gemacht wurden, und es gab dort allein, glaube ich, in den letzten 15 Jahren 200 000 Morde. Das ist eine unglaubliche Zahl. Wenn man schaut, was sich einen Kilometer hinter dem Weißen Haus und in den Armenvierteln der Großstädte Amerikas abspielt, sieht man, dass der War on Drugs gescheitert ist.

Ich glaube, dass der europäische Weg, aber insbesondere der österreichische Weg ein sehr, sehr guter Weg ist. Wir haben in Österreich meiner Meinung nach eines der besten Substitutionsprogramme der ganzen Welt. In Wien haben wir etwa 60 Prozent in der Substitution, und ich kann Ihnen sagen, es ist ein Erfolg, wenn sich die Leute nicht mit Hepatitis C anstecken, es ist ein Erfolg, wenn sich die Leute nicht mit HIV anstecken, es ist ein Erfolg, wenn weniger Leute Drogen checken, und es ist ein Erfolg, wenn wir den einen oder anderen gut behandeln können. Circa ein Drittel kommt ganz von der Droge weg und die meisten sind stabilisiert.

Trotzdem haben wir circa 10 bis 15 Prozent Problemfälle, aber ich glaube, genau das ist es: Das darf uns nicht davon abhalten, zu versuchen, möglichst wenig Leute auf der Straße, im Dealermilieu zu haben, auch wenn das manchmal für den Arzt sehr schwierig ist. Aber was wäre die Alternative? – Die Alternative wäre, dass wir an den U-Bahn-Stationen ausufernde Situationen hätten. Das wäre sicher nicht im Sinne des Erfinders. In diesem Sinne ist das Suchtmittelgesetz ein wichtiger Puzzlestein einer sehr, sehr menschlichen, aber auch erfolgreichen Vorzeigestrategie, die Österreich da fährt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Dr. Rendi-Wagner zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.22.15

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc: Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute hier im Hohen Haus die Novelle zum Suchtmittelgesetz diskutieren und dass sie beschlossen werden soll. Ich freue mich vor allem deshalb darüber, weil sie Teil eines Gesamtpaketes ist, das die Behandlung suchtkranker Men­schen in Österreich signifikant verbessern wird. Wir haben von Vorrednern gehört, dass der Standard in Österreich bereits sehr hoch ist. Wir machen hiermit einen weiteren Schritt in Richtung einer Verbesserung.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite