Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll19. Sitzung, 17., 18. und 19. April 2018 / Seite 455

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Sehr geehrter Herr Bundesminister, Sie wissen auch, dass Spitzenforschung, dass In­novation die Schlüssel für den Wohlstand in Österreich sind und auch gewährleisten, dass dieser auch für die Zukunft abgesichert ist und die gesellschaftlichen Herausfor­derungen von morgen besser gemeistert werden können. (Beifall bei SPÖ, NEOS und Liste Pilz.)

Herr Minister Faßmann, weil Sie Jahrzehnte in der akademischen Welt sehr aktiv und engagiert verbracht haben, hätte ich mir – und da bin ich nicht allein, da steht die gan­ze Wissenschaft hinter mir – gerade von Ihnen als quasi Kollegen eine Wende in der Grundlagenforschungsförderung erwartet. Leider ist diese Wende nicht eingetreten. Das Budget, so wie es jetzt auf dem Tisch liegt, trägt den wahren Bedürfnissen der Forschung in Österreich – und Sie wissen das besser als ich, weil Sie viel länger dort tätig waren – jedenfalls nicht Rechnung. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Liste Pilz.)

10.51


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Povy­sil. – Bitte.


10.51.48

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren hier im Hohen Haus, auf der Galerie und in den diversen Medien! Österreich galt früher im europäischen Ver­gleich als technologieskeptisch und als wissenschaftsfeindlich. Wie ich einer Umfrage der Austria Presse Agentur entnehme, ist nun eine gewisse Trendumkehr zu sehen: Neun von zehn Österreichern sagen, Wissenschaft und Forschung bringen Österreich weiter, sieben von zehn sagen, das ist im Gesundheitsbereich, das ist in der Medizin besonders wichtig. Investitionen in Wissenschaft und Forschung sollten erhöht werden, sowohl vonseiten des Staates als auch vonseiten der Unternehmen, und die Zusam­menarbeit von Wissenschaft und Industrie soll verstärkt werden.

Lassen Sie mich ein Statement einer amerikanischen Wissenschafterin, die an der Uni­versität von Wisconsin, in New York und Oxford lehrt, vorbringen. Sie sagt: If you think research is expensive, try disease!Mit anderen Worten: Wenn es uns gelingt, über Forschung Krankheiten zu verhindern oder Probleme zu lösen, so bringt das nicht nur immens weniger Leid für den Patienten, sondern natürlich auch eine deutliche Kosten­ersparnis. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Nehmen wir nur das Beispiel der Kinderkrebsforschung: Es gibt Kinder, die von einer Krebserkrankung geheilt sind, dann aber ein zweites Mal erkranken. Mit neuen bio­technologischen Verfahren ist es nun möglich, diese zweite Erkrankung hintanzuhal­ten, und auch das hat wieder Vorteile. Die Kinder werden gesund, überleben, und wir ersparen uns massiv Kosten.

Österreich nimmt in der onkologischen Forschung, also in der Krebsforschung, eine durchaus sehr gute Position ein, aber es sind Strukturveränderungen notwendig, damit Österreich in diesem Bereich konkurrenzfähig bleibt. Dazu erforderlich sind vermehrt nationale und internationale Forschungsnetzwerke, finanzielle Mittel und – als wichtiger Ansatz – die Nachwuchsförderung. (Beifall bei FPÖ und ÖVP sowie des Abg. Kucher.)

Bleiben wir bei diesem Thema! Es ist elementar wichtig, junge Kollegen zur Forschung zu motivieren und ihnen vor allem eines zu geben: Zeit. Forschung ist niemals ein un­mittelbarer Erfolg, Forschung bedeutet anhaltendes Interesse und Durchhaltevermö­gen, und Forschung muss – und das ist in den Köpfen der Verantwortlichen, auch der Universitäten, der Kliniken, der Universitätskliniken noch nicht wirklich präsent – zu ei­nem klar definierten Teil der medizinischen Arbeit werden und nicht zu einem Hobby nebenbei.

 


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