Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll45. Sitzung, 25. Oktober 2018 / Seite 88

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wurde! Ein offenes Auge gab es bei Anträgen betreffend Menschenrechtsverletzungen in Nicaragua, die Todesstrafe und die Verfolgung religiöser Minderheiten. Das sind alles wichtige Themen, Themen, die dieses Parlament, diesen Ausschuss und unsere offenen Augen brauchen.

Gleichzeitig wurde aber ein Auge zugemacht, als es um eine Staatenbeschwerde gegen die Türkei ging. Genauso vertagt wurde ein Antrag betreffend die Möglichkeit von Individualbeschwerden bei Verstößen gegen die Kinderrechte.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, das ist ja kein Einzelfall, das ist System! Sie schauen hin, wo es Ihnen passt, Sie machen die Augen zu, wo Sie lieber nichts sagen wollen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Noll.)

Gerade heuer – wir feiern dieses Jahr 70 Jahre Menschenrechtserklärung – muss uns klar sein: Menschenrechte und unser Aufstehen gegen Verstöße dagegen haben nichts mit Regierungs-, Oppositions- oder Parteipolitik zu tun! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Zadić.) Menschenrechte brauchen immer zwei offene Augen, einen ehrlichen Diskurs und konkrete Aktionen, ob es gerade für uns angenehm ist oder eben nicht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe es schon des Öfteren in diesem Haus gesagt und sage es jetzt wieder: Menschenrechte sind unteilbar! (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Zadić.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, gerade bei diesem Thema darf heute eines nicht vergessen werden: Mit Rudi Gelbard wird heute Nachmittag ein Mann begraben, der bis in seine letzten Tage ein Mahner war, eine Stimme für die universellen Men­schen­rechte, ein Mensch, der immer zwei offene Augen für Ungerechtigkeit hatte. Gerade jetzt sollte er uns ein Beispiel sein, gerade jenen von uns, die im Men­schenrechtsausschuss sitzen, diskutieren und gemeinsam nach den besten Lösungen suchen.

Rudi Gelbard hat völlig zu Recht gesagt: „Widerstehe den Anfängen, denn wenn eine gefährliche Entwicklung sehr weit gediehen ist, muss man sehr viel Mut aufbringen.“ (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Zadić.) Lieber Rudi, wir werden für dich weiterkämpfen! (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Zadić.)

13.27


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Efgani Dönmez. – Bitte.


13.28.02

Abgeordneter Efgani Dönmez, PMM (ohne Klubzugehörigkeit): Hohes Präsidium! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Der Tod ist das Phänomen, das am stärksten missver­standen wird. Die Menschen haben den Tod als Ende des Lebens angesehen, und das ist das erste und grundlegende Missverständnis. Die Menschen haben Angst vor dem Tod, sie haben Angst, weil es immer jemand anders ist, der stirbt. Man sieht den Tod immer von außen, aber den Tod erfährt man in seinem Innersten.

Es ist so, als betrachte man die Liebe von außen. Man kann die Liebe jahrelang betrachten, aber dadurch versteht man nicht, was Liebe ist. Man kann vielleicht sehen, wie sich die Liebe äußert, aber man versteht die Liebe eben nicht.

Dasselbe gilt für den Tod. Wir sehen nur, die Atmung steht still, das Herz steht still, den Menschen, wie er ging und sprach, gibt es nicht mehr. Anstelle eines lebenden Körpers gibt es nur noch einen Leichnam. Das sind nur die äußeren Symptome, welchen den Menschen Angst machen. Deswegen glauben manche, dass der Tod eine Strafe ist.


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