Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll45. Sitzung, 25. Oktober 2018 / Seite 144

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mentsmitarbeiter für morgen Vorbereitungen treffen müssen und deswegen heute in der Nacht arbeiten müssen statt jetzt. Das ist meine Berichtigung. – Danke schön. (Bei­fall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

16.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Efgani Dönmez. – Bitte.


16.34.36

Abgeordneter Efgani Dönmez, PMM (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Sehr geehrte Frau Ministerin, ich schätze Ihre politische Arbeit und auch Sie, das sage ich wirklich ganz aufrichtig. Ich habe Sie im Rahmen meiner Möglichkeiten immer unterstützt, und ich werde das auch in Zukunft machen, aber in dieser Frage, muss ich ganz ehrlich sagen, befinden Sie sich auf einem Holzweg. Diese Verwässerungstaktik, dieses Auf-Zeit-Spielen: Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Ich war einer der schärfsten Kritiker, damals noch als Mitglied des Bundesrates, des King-Abdullah-Zentrums – viele meiner Kollegen und Kolleginnen wissen das; einige nicken dazu –, und an dieser Position hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Ich wurde aufgrund dieser Entwicklungen und gerade auch aufgrund des tragischen Falles Khashoggi in meiner Haltung nur bestärkt.

Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin für den ehrlichen und aufrichtigen Dialog auf Augenhöhe, aber ich frage Sie, Hand aufs Herz: Ist es notwendig, dass wir aus Jerusalem einen Rabbiner einfliegen, ist es notwendig, dass wir aus dem Vatikan einen hohen Würdenträger einfliegen, ist es notwendig, dass wir aus dem fernen Indien einen Vertreter des Buddhismus einfliegen, um hier eine künstliche Debatte, eine Schein­debatte, bezüglich interreligiösen Dialogs zu führen? – Das ist der Missbrauch des inter­religiösen Dialogs, und dagegen verwahre ich mich, und dazu stehe ich auch.

Wenn wir den interreligiösen Dialog suchen, dann suchen wir ihn doch bitte mit den Menschen, die in Österreich leben, mit den muslimischen Gruppierungen, mit den Christen, mit den Freikirchen, mit den Bahai und so weiter; die leben in Österreich, die haben auch ihren Lebensmittelpunkt in Österreich. Wie viele Saudis leben denn in Österreich? Wenn sie kommen, dann kommen sie als Touristen, lassen viel Geld da und sind wieder weg. Daher: Hören wir bitte auf mit dieser Doppelbödigkeit! Ja zum interreligiösen Dialog, aber nein zu dieser Scheinheiligkeit! – Das ist der eine Punkt.

Der andere Punkt ist: Österreich, vor allem Wien, wurde nicht zufällig als Standort für dieses interreligiöse Zentrum gewählt. Hier sind sehr viele internationale Organi­sa­tionen ansässig, und von hier aus kann man, und macht das auch, den deutsch­sprachigen Raum und auch den Balkan bearbeiten.

Wir haben heute eine Diskussion auch über Bosnien gehabt, über die kulturelle Zu­sam­menarbeit; und wir wissen, dass dort salafistische Dörfer entstanden sind. Ja glauben Sie denn wirklich, dass diese salafistischen Dörfer – und der salafistische Islam hat in Bosnien Einzug gehalten – mit den 150, 200 Euro, die diese Menschen, wenn überhaupt, dort verdienen, falls sie überhaupt Arbeit haben, errichtbar sind? – Nein, diese Gelder stammen aus Saudi-Arabien. Und es werden nicht nur das Erdöl und das Erdgas exportiert, sondern auch der salafistisch-wahhabitische Islam; und diese Form des Islams ist eine Kampfansage an die Demokratie, an die Frauenrechte, an die Art und Weise, wie wir leben. Diesen Herrschaften hier dann unter dem Scheindeckmantel des interreligiösen Dialogs eine Plattform zu geben, ist ein Schuss ins eigene Knie. Das möchte ich in dieser Deutlichkeit festhalten.

 


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