Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll49. Sitzung, 21. November 2018 / Seite 111

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Hashtag #MeToo auf Twitter und auf Facebook zu verbreiten, wenn man selbst auch von Übergriffen oder Missbrauch betroffen ist. Was sie damit in Bewegung gebracht hat, geht in die Geschichte ein. Und ja, wir alle haben geahnt und teilweise auch ge­wusst, dass es diese Fälle von sexuellen oder psychischen Übergriffen und Miss­brauch gibt und dass damit sehr oft auch Machtmissbrauch verbunden ist, ganz stark eben auch im Umfeld von Kunst und Kultur. Erschreckend sind oft nicht nur die Fakten selbst, sondern auch der Umgang damit, wenn sie endlich ans Licht kommen – da möchte man auch noch den Hashtag #ShameOnYou hinzufügen.

Auch ich selbst habe in meinem Leben und in meiner beruflichen Laufbahn Übergriffe unterschiedlichster Art erlebt, und es ist nicht immer möglich, sofort Nein zu sagen, sich sofort zu wehren. Der immer wiederkehrende Vorwurf, warum ein Opfer dann nicht sofort alles öffentlich gemacht hat, ist eine absolut abzulehnende Täter-Opfer-Umkehr. Warum es vor 10, 20, 30, 40 Jahren nicht immer sofort möglich war? – Weil es unsere Gesellschaft nicht zugelassen hat, weil vor 40 Jahren Ehemänner sogar noch entschie­den haben, ob ihre Ehefrauen arbeiten dürfen – deswegen!

Gleichbehandlung, Gleichberechtigung bedeutet auch ganz stark ein Bewusstmachen, Überdenken und eine Annäherung vieler Verhaltensmuster im Alltag bei Männern und Frauen, natürlich auch bei Kindern und Jugendlichen. Das beginnt schon im vermeint­lich ganz Kleinen, beim herabwürdigenden Stammtischwitz oder beim herabwürdigen­den Kosenamen unter Kollegen. Sehr geehrte Damen und Herren, Frauen sind nicht für jeden und überall Schnuckis und Mausis. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Ab­geordneten der FPÖ.)

Vor allem auch im Bereich Kultur gibt es seit Jahrzehnten, natürlich eigentlich seit Jahr­hunderten, ein großes #MeToo-Problem. Endlich sprechen Dirigentinnen, Balletttänzer, Sängerinnen und Sänger, Schauspielerinnen, Regisseurinnen, Produzentinnen, Frei­schaffende gleichermaßen wie Ensemblemitglieder an kleinen, großen, privaten wie öffentlichen Häusern öffentlich über das, was schon lange, lange hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde. Die größten Befürchtungen haben sich bewahrheitet.

Ich möchte alle Kulturschaffenden in Österreich und alle Frauen und Männer sowie Kinder und Jugendliche dazu ermutigen, sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft beziehungsweise -kommission zu wenden oder an Vertrauenslehrer, Vertrauensperso­nen, an eine Telefonhotline, an ein Frauenhaus oder die Polizei – wir haben in Öster­reich viele hochprofessionelle Einrichtungen für Menschen, die Hilfe suchen, weil ihnen andere Menschen Unrecht getan haben. Auch wenn Ihnen das jemand einreden will: Sie sind nicht selber schuld. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abge­ordneten der FPÖ.)

14.57


Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Nussbaum. – Bitte.


14.57.33

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Spätestens seit #MeToo – meine Vorrednerin hat es auch schon erwähnt – ist klar: Sexuelle Belästi­gung gehört zum Alltag sehr vieler Menschen, in erster Linie sind Frauen betroffen – ei­nerseits im Privatleben, wo wir nur von Dunkelziffern ausgehen können, andererseits aber auch im Arbeitsumfeld. Für diesen Bereich sammelt die Gleichbehandlungsan­waltschaft zahlreiche Daten. Sie hat als staatliche Einrichtung das Ziel, Diskriminierung zu bekämpfen und Gleichstellung zu fördern.

Natürlich werden bei Weitem nicht alle Fälle sexueller Belästigung öffentlich, aber die Zahlen der Gleichbehandlungsanwaltschaft zeigen eine ungefähre Richtung auf. Klar


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