Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur 3. Anfrage, jener des Herrn Ab­geordneten Mölzer. – Bitte.

Abgeordneter Wendelin Mölzer (FPÖ): Guten Morgen auch von meiner Seite! Herr Minister, wir alle wissen, wir stehen vor immer größeren Herausforderungen durch eine zunehmend digitalisierte Welt. Wir wissen dabei auch, dass es darum gehen wird, unsere Kinder entsprechend zukunftsfit zu machen, etwa, wenn es darum geht, ihre Fähigkeiten in mathematisch-technischen Fragen auszubauen, damit sie eben in die­ser digitalisierten Welt bestehen können, aber natürlich auch, wenn es darum geht, dass wir die Möglichkeiten, die uns eine digitalisierte Welt erschließt, auch entspre­chend in den Unterricht einfließen lassen. – Das sind zwei Dinge, die natürlich mitein­ander einhergehen. Meine Frage an Sie, Herr Minister, lautet daher:

87/M

„Wie stellen Sie sicher, dass die Digitalisierung – wie in anderen Ländern der Welt – flächendeckend in der Schulwelt angemessen berücksichtigt wird?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Ich glaube auch so wie Sie, dass wir im Schulsystem auf die Digitalisierung reagieren müssen. Ich versuche, die Balance zu halten zwischen einer – wenn Sie so wollen – Hurra-Digitalisierung auf der einen Seite und der Vermeidung von Ignoranz hinsichtlich der Notwendigkeit der Digitalisierung und der digitalen Kompetenzen in der Schule auf der anderen Seite.

Ich habe in meinem Haus den Auftrag gegeben, an einem Masterplan für Digitalisie­rung zu arbeiten. Er hat im Wesentlichen drei Schwerpunkte: Analyse der Situation im Hardwarebereich, Analyse im Bereich Software/Lehrpläne/Lern- und Lehrsoftware und Analyse der Lehrerfort- und -weiterbildung. Lehrerfort- und ‑weiterbildung ist wahr­scheinlich das essenziellste Element von diesen drei Säulen, denn wenn Lehrer und Lehrerinnen diese digitalen Kompetenzen nicht mit Charisma und Überzeugung in der Klasse implementieren, nützen alle anderen Dinge wenig.

Wir sind mit dem Masterplan relativ weit, wir werden ihn höchstwahrscheinlich am Be­ginn des neuen Jahres abschließen und dann in die Frage der Ausrollung, auch im Zu­sammenhang mit dem Finanzministerium, gehen müssen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte.

Abgeordneter Wendelin Mölzer (FPÖ): Wir wissen natürlich, dass es sehr schwer ist, mit der rasend schnellen Entwicklung Schritt zu halten. Wir wissen aber, dass es in der Vergangenheit natürlich Versäumnisse gab. Eine Erhebung hat etwa ergeben, dass bis vor, ich glaube, drei Jahren nicht einmal alle Schulen in Österreich entsprechend mit Internet beziehungsweise WLAN versorgt waren. Das ist sicher auch ein Versäumnis der sozialistischen Vorgänger. – Daher meine Frage: Was werden Sie konkret tun, um die Infrastruktur in den Schulen zu verbessern?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Also die Infrastruktur ist, je nach Betrachtungsweise, ein halb volles Glas oder ein halb leeres Glas. Wir sind eigentlich auf einem halben Wege, wenn ich es betrachte: Wie gut sind die Schulen mit Netzen ausgestattet, sowohl mit WLAN innerhalb der Schule als auch mit Breitbandanschluss, insbesondere auch die Endgeräte? Das ist eine offe­ne Frage.

Da werden wir auch mit dem BMVIT als jenem Ministerium, welches für den Breitband­ausbau zuständig ist, sprechen und gemeinsam vorgehen müssen. Alleine wird das mein Haus nicht stemmen können, denn es ist tatsächlich noch viel zu tun – vielleicht weniger in den Ballungsräumen, weil die leichter zu erschließen sind, aber Österreich ist ein differenziertes Land mit einer nicht einfachen Geografie, und da wird man eini­ges, glaube ich, auch in die Hand nehmen müssen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Frau Abgeordnete Cox, bitte.

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (JETZT): Guten Morgen! Herr Minister, Sie haben schon den Masterplan Digitalisierung angesprochen. Sie haben gemeint, Sie sind da im Endspurt. Mich würde interessieren – Sie haben gerade LehrerInnen angesprochen, es sind ja auch SchülerInnen von der Digitalisierung im Klassenraum betroffen –, wie im Moment die Situation im Erstellungsprozess ist. Welche ExpertInnen und welche unabhängigen ExpertInnen waren an der Erstellung dieses Masterplans beteiligt?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Also im Kern sind an der unmittelbaren Erstellung des Masterplans die Mitarbeiter mei­nes Hauses beteiligt sowie die Mitarbeiter des BMVIT und des BMDW, also des Digi­talisierungsministeriums. Dazu habe ich einen Sounding Board eingerichtet, der sowohl Praktiker als auch Schülervertreter als auch – wenn Sie so wollen – Digitalisierungs­skeptiker integriert.

Frau Spiel und Kollege Liessmann, der manchmal auch einen anderen Bildungsbegriff verfolgt, sind in diesem Sounding Board, aber auch erfolgreiche Direktoren, die die Di­gitalisierung in ihren Schulen umgesetzt haben, und es gibt eine Interaktion zwischen der Kerngruppe, die den Plan macht, und dem Sounding Board, der Kommentierungen abgibt. Das ist eine hochinteressante Diskussion.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Kovacevic, bitte.

Abgeordneter Christian Kovacevic (SPÖ): Guten Morgen, Herr Bundesminister! Zum Stichwort Digitalisierung: Es gibt ja nun seit Jänner 2017 das bereits fertige Digitali­sierungskonzept noch von Ihrer Vorgängerin Sonja Hammerschmid. Das wurde nur teilweise umgesetzt, aber nicht zur Gänze ausgerollt. Offensichtlich hat das parteipoli­tische Gründe – oder welche Gründe hat es sonst? Und wie erklären Sie, dass Schü­lerInnen von mindestens zwei Jahrgängen nicht von diesem Digitalisierungskonzept profitieren konnten?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Also ich würde das nicht so sehen wie Sie. Es gibt eine Konzeption Schule 4.0, die nicht unähnlich ist, aber nicht gleich zu dem, was ich unter Masterplan Digitalisierung verstehe. Schule 4.0 besteht aus vier Säulen mit einer anderen Begrifflichkeit, aber es sind in der Zwischenzeit viele Projekte und auch viele Einzelfälle realisiert worden, sodass ich sagen würde, es ist keine verstrichene Zeit. Wir haben die Dinge in einem ähnlichen Aufgriff noch einmal angegangen, und wir müssen insbesondere auch die kritischen Fragen nach Ausrollung und Finanzierung stellen.