Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung, 12. und 13. Dezember 2018 / Seite 151

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Was habe ich noch gehört auf dieser Reise? Was habe ich mitgenommen? – Nichts wurde so oft kritisiert wie die Eigenschaft unseres Bildungssystems, Menschen nach ihren Schwächen anstatt ihren Stärken zu beurteilen. Es wurde oft gesagt, dass der Rotstift regiert, und das ist leider wirklich so. Der Rotstift ist in vielen Alpträumen von Kindern verankert, und das sollte nicht so sein.

Felix, ein Student der MultiMediaArt an der FH in Puch, meinte zum Beispiel: „Die Ta­lente, die wir hier haben, das sind teilweise wirklich außergewöhnliche Künstler. Wenn man die bloß mehr in ihren Stärken fördern, als sich auf ihre Schwächen konzentrieren würde…“

Ich denke, wir haben auch positive Dinge aus dem Pädagogikpaket herausgehoben, aber es ist so – und das ist das Traurige , dass Ziffernnoten und das Sitzenbleiben auf jeden Fall keine geeigneten Elemente sind, um die Stärken in der Form heraus­kommen zu lassen, wie wir es brauchen würden.

Was denke ich, was es braucht? Was denken wir, was es braucht? Was sollte Schule sein? – Schule sollte ein Raum sein, der nicht abhängig vom Kontostand der Eltern ist, also aufgrund dessen nicht besser oder schlechter, sondern sie sollte ein Raum sein, in dem alle Kinder die gleichen Chancen haben. (Beifall bei JETZT.)

Schule sollte ein Raum sein, in dem Kinder keine Angst vor schlechten Noten haben, sondern in dem Talente der SchülerInnen gefördert werden und Lust auf das Lernen gemacht wird.

Was sollte Schule noch sein? – Schule sollte ein Raum sein, in welchem keine Dis­kriminierung stattfindet, sie sollte ein Nährboden für Zusammenhalt und Respekt sein. Die Klasse sollte ein Raum des Fortschritts sein, wo neue Technologien gezielt einge­setzt werden, aber trotzdem das Analoge, das Zwischenmenschliche gefördert wird, und zum Vorteil der SchülerInnen und vor allem auch der LehrerInnen genützt werden.

Schulen, Bildungsstätten, Kindergärten müssen ein Nährboden sein, ein Nährboden für heranwachsende junge Menschen, damit sie selbstbewusst werden, mündige Men­schen, die mitgestalten möchten und können. Dazu braucht es Chancengerechtigkeit und Mut zur Innovation. – Danke. (Beifall bei JETZT.)

16.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte.


16.27.57

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Wenn wir über Bildung sprechen, sprechen wir auch über Krippen, sprechen wir über Kindergärten. Und wenn wir über Kindergärten sprechen, dann sprechen wir von zwei Spannungsfeldern. Erstens: Wenn die Kleinen aus unserer Gesellschaft von der Familie in eine erste Institution kommen, stellen sich Fragen wie: Werden sie be­treut? Werden sie begleitet? Kriegen sie den ersten Zugang zur Bildung? Das zweite Spannungsfeld ist, wenn sie aus der Krippe herauskommen, wenn sie ins Vorschulalter kommen, ins letzte Jahr des Kindergartens und dann ins erste Jahr Volksschule über­treten. Die Frage ist: Wie gut nutzen wir heute schon die Institution Kindergarten für diese Generation, für die Kleinsten in unserer Gesellschaft? – Da kann man sagen: Wir haben sehr viel Luft nach oben, ganz, ganz viel Luft nach oben!

Wir waren auf dem richtigen Weg. Wir haben bereits beschlossen gehabt, dass wir über den Finanzausgleich erstmals eine Aufgabenorientierung für die Kindergärten festlegen wollen. Das heißt, dass ein Kindergarten in Zukunft nach der Größe gefördert worden wäre, nach der Anzahl der Kinder, die im Kindergarten sind, auch nach der An-


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