Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung, 12. und 13. Dezember 2018 / Seite 157

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

wieder dorthin zu bringen, wo es notwendig ist, damit wir wieder internationalen Stan­dard erreichen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

16.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Zadić. – Bitte. (Abg. Wittmann: Sie blicken hoffnungsvoll in die Vergangenheit! – Abg. Loa­cker: Jetzt freut sich der Faßmann, dass er den Hauser im Rücken hat!)


16.49.37

Abgeordnete Dr. Alma Zadić, LL.M. (JETZT): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bun­desminister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich will in Bildungsfragen und in der Bildung echte Chancengerechtigkeit, und zwar un­abhängig von sozialer Herkunft, unabhängig vom Geburtsort und unabhängig von der Muttersprache; denn jedes Kind muss gleich viel wert sein. (Beifall bei JETZT sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Jedes Kind verdient die gleichen Chancen. Darauf, dass das in Österreich leider nicht so ist, weisen uns zahlreiche Studien hin. Die OECD-Studie wurde vielfach zitiert und ich möchte auch noch einmal hervorheben, dass Österreich in dieser Studie das Schlusslicht bildet, gerade bei Kindern, die aus einem bildungsfernen Haushalt stam­men. Lediglich 10 Prozent der Kinder, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss haben, schaffen einen Universitätsabschluss; kommt ein Migrationshintergrund dazu, halbiert sich diese Zahl.

Ich finde es schade, dass der Herr Bildungsminister nicht da ist, denn ich hätte ihm gerne die Frage gestellt, ob ihm das bewusst ist und ob er sich jemals gefragt hat, wa­rum das der Fall ist. (Ruf bei der SPÖ: Wo ist der Minister?)

Sie reden hier immer wieder von Problemen in Brennpunktschulen, Sie reden immer wieder über die Herausforderungen der Lehrerinnen und Lehrer in Brennpunktschulen, insbesondere in Wien und in Ballungszentren. Ich frage mich, was Sie für diese Lehrer tun. Ich habe mit einigen Lehrerinnen und Lehrern gesprochen, denn ich stamme ja aus dem 15. Wiener Gemeindebezirk, und jeder weiß, dass der 15. Wiener Gemeinde­bezirk einen sehr hohen Ausländeranteil beziehungsweise einen sehr hohen Anteil an Personen mit Migrationshintergrund hat.

Diese Lehrerinnen und Lehrer lassen Sie alleine. Diese Lehrer brauchen mehr: Sie brauchen Schulpsychologen, sie brauchen Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, und es braucht einfach viel mehr Sprachtrainerinnen und Sprachtrainer. (Beifall bei JETZT.) Erleichtern Sie die Arbeit dieser Lehrerinnen und Lehrer! Geben Sie ihnen eine Chan­ce, unterrichten zu können!

Was aber machen Sie für die Brennpunktschulen? – Das Einzige, was Sie machen, ist, Deutschförderklassen einzuführen. (Ruf bei der FPÖ: Das ist einmal wichtig!) Meine Damen und Herren, Deutschförderklassen führen nicht dazu, dass Kinder integriert werden. Sie führen dazu, dass sich in Schulen innerhalb einer Klassengemeinschaft eine Parallelgesellschaft bildet; eine Parallelgesellschaft, die Sie in unserer Gesell­schaft in Österreich nicht haben wollen. (Abg. Leichtfried: Genau so ist es! – Abg. Deimek: Integration ist eine Bringschuld!) Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen bekommen von Anfang an den Stempel des Förderklasslers aufgedrückt. Ja glauben Sie wirklich, dass ein Kind, das aus einer Deutschförderklasse kommt, so leicht An­schluss findet? (Beifall bei JETZT sowie des Abg. Leichtfried. – Abg. Deimek: Glau­ben Sie nicht, dass Integration eine Bringschuld ist?)

Diese Kinder werden nicht so einfach Teil der Gesellschaft, und diese Kinder werden auch nicht so einfach in einer Deutschförderklasse die Sprache lernen, denn Kinder lernen voneinander. Sie stehlen diesen Kindern die Chance, voneinander lernen zu


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite