Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung, 29. Jänner 2019 / Seite 90

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alles viel freier sehen und auch die Gebietskörperschaften und vor allem die Interes­senvertreter einem Wettbewerb aussetzen, dann würden sie nicht für sich selber arbei­ten, sondern für die Gesellschaft. Sie würden dann sozusagen auch am freien Markt um ihre Mitglieder kämpfen. Das ist der springende Punkt! (Beifall bei den NEOS.)

Da müssen wir hin, damit auch für die Menschen am Land entsprechend gearbeitet wird. Jeder von Ihnen wird einmal darüber geklagt haben, wie es in den Ambulanzen ausschaut, wie lange man dort warten muss. Daran ist nicht diese Regierung schuld, daran ist das System schuld, seit wir die Selbstverwaltung so fixiert haben. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

15.33


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ef­gani Dönmez. – Bitte.


15.33.36

Abgeordneter Efgani Dönmez, PMM (ohne Klubzugehörigkeit): Hohes Präsidium! Sehr geehrte Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherIn­nen zu Hause und auf der Galerie! Es war eine sehr spannende Diskussion, es gab sehr konträre und teilweise übereinstimmende Expertenmeinungen, denn alle, die hier gesprochen haben, insbesondere Kollege Dr. Smolle, Frau Kollegin Dr. Povysil, sind Experten, die in diesem Bereich tätig sind. (Abg. Schieder: Machen Sie da jetzt die Zu­sammenfassung?) Sie haben ganz wichtige und wesentliche Dinge gesagt.

Ein ganz wesentlicher Punkt hat mir persönlich in dieser gesamten Diskussion aber wirklich gefehlt. Wenn wir den Blick nach China richten und unser System mit dem System dort vergleichen, dann fällt eines auf: In China werden die Ärzte dafür bezahlt, dass sie die Gesundheit der Menschen erhalten; nur dann gibt es Geld. Unser System ist komplett anders konzipiert, und da ist meiner Meinung nach schon der große Denk­fehler impliziert. Bei uns muss man krank werden, damit man Leistungen bekommt.

Der Tätigkeitsbericht des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger bestätigt ei­gentlich nur, was ich hier gerade skizziert habe. Wenn wir uns die Ausgaben der Kran­kenversicherung für 2017 anschauen, so sehen wir, es gab Gesamtausgaben von 18 440 Millionen Euro. Davon gehen 24 Prozent an die Ärzte, das sind 4 423 Millionen Euro, 28 Prozent gehen an die Spitäler, das sind 5 250 Millionen Euro, und die Medika­mente machen 19 Prozent aus, das sind 3 553 Millionen Euro. Das heißt, bei uns muss man erst krank werden, damit man Leistungen bekommt.

Wir müssten eigentlich dabei ansetzen, dass man viel mehr in die Prävention, in die Gesundheitsvorsorge, in Aufklärung und Information investiert. Kollege Hoyos-Trautt­mansdorff hat das in seinem Redebeitrag auch kurz erwähnt: Es gibt technische Mög­lichkeiten hinsichtlich Prävention und Gesundheitscheck, da gibt es gute Beispiele. Wir müssen wirklich ein großes Umdenken herbeiführen, was vielleicht kurzfristig auch et­was Geld kostet, damit wir längerfristig die Arztpraxen, die Spitäler und die Kranken­betten entlasten und letztendlich auch die Kosten senken können.

Herr Stöger, wenn Sie einen großen Dank an die niedergelassenen Ärzte ausspre­chen, die sehr viel Zeit in die Beziehungsarbeit stecken, dann muss ich eine Frage in den Raum stellen: Wann waren Sie das letzte Mal bei einem Arzt? Ich wünsche wirk­lich allen viel Gesundheit, denn das ist das Wichtigste; Frau Dr. Irmgard Griss hat das mehrfach betont und aufgezeigt. Ich sage Ihnen aber eines: Wenn ich zu meinem Hausarzt gehe – und ich wohne nicht irgendwo am Land, sondern in Linz, mitten in der Stadt – und um 8 Uhr dort bin, heißt es: Herr Dönmez, kommen Sie so gegen 12 Uhr, dann kommen Sie vielleicht heute noch dran! Wissen Sie, wie viel Zeit ein Arzt für die Beziehungsarbeit in der Ordination, die Sie angesprochen haben, aufbringt? – Keine 3 Minuten für einen Patienten!

 


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