Im Plenarsaal des Abgeordnetenhauses des Reichsrates gingen die Emotionen oftmals hoch. Pultdeckelkonzerte, Tschinellenlärm und Filibusterreden zählten zum Alltag im Parlament der Monarchie. Doch einmal, am 5. Oktober 1911, kam es zu einem Ereignis, das selbst für damalige Umstände erschreckenden Charakter hatte. Im Parlament fielen Schüsse.
Alles begann mit einer veritablen ökonomischen Krise. Schlechte Ernten und hohe Weltmarktpreise für Lebensmittel führten 1909 und 1910 zu nachhaltigen Preissteigerungen für Brot und andere Nahrungsmittel. Fleisch war für die arbeitenden Menschen in Österreich-Ungarn schlicht unerschwinglich geworden. Im Herbst 1911 verschärfte sich die Krise weiter. Es kam zu ersten Hungerkrawallen. Auf den Märkten prügelten sich Frauen um das wenige Leistbare, durch die Straßen der Städte zogen zornige Arbeiter.
In der Bibliothek sind nicht nur Zeitungsberichte zum Schussattentat ausgestellt, sondern auch Informationen zu den Teuerungskrawallen.