News 13.10.2025, 14:29

Das österreichische Parlament "auf Schatzsuche" in Brüssel

Von all den Mitarbeiter:innen der Parlamentsdirektion hat nur eine ein Büro in Brüssel. "Ich bin die einzige Außenstelle. Soweit ich weiß, gibt es in der Parlamentsdirektion sonst niemanden, der seinen Job im Ausland hat", sagt Sophie Velberg. Sie ist die Vertreterin der Parlamentsdirektion direkt im "Herz der EU".

Seit fünf Jahren leitet sie die Verbindungsstelle des österreichischen Parlaments in Brüssel und steht dadurch in ständigem Kontakt mit dem Europäischen Parlament und den Vertretungen der nationalen Parlamente. Sie kann die Infrastruktur des Europäischen Parlaments sowohl in Brüssel als auch in Straßburg nutzen. Die Kontaktpflege zählt zu ihren Haupttätigkeitsbereichen, erzählt sie. Die nationalen Parlamente seien stets im informellen Austausch darüber, wie mit verschiedensten Themen umgegangen wird.

Schnellwarnsystem für das Parlament

Ihren Arbeitsalltag beschreibt sie als "Schatzsuche". Immerhin gehe es darum, die wichtigen Informationen rasch zu finden, aufzubereiten und "nach Hause zu liefern", um die relevanten Stellen darauf aufmerksam zu machen. Es gebe verschiedenste Informationsformate, vor allem aber werden Berichte verfasst oder das regelmäßig erscheinende Dossier "Neues aus Brüssel".

Sophie Velberg empfängt regelmäßig die Kolleg:innen, die im Rahmen der Grundausbildung und des EU-Moduls nach Brüssel kommen.

Außerdem betreut Velberg Termine und Abgeordnete vor Ort. Etwa alle sechs Wochen kommt die Verbindungsbeamtin nach Wien, zum Beispiel wenn EU-Ausschusssitzungen stattfinden. Das österreichische Parlament kann Mitteilungen an die EU-Kommission, das Europäische Parlament und den Rat der EU schicken, um die eigene Position zu EU-Vorhaben darzulegen. Falls bei den Debatten in den EU-Ausschüssen Stellungnahmen oder Mitteilungen an die Kommission beschlossen werden, kommuniziert sie Velberg sofort. Dafür gibt es ein eigenes Netzwerk der nationalen Parlamente "IPEX". Umgekehrt lassen sich so auch die Standpunkte anderer Parlamente zu EU-Agenden in Erfahrung bringen. Das soll die interparlamentarische Zusammenarbeit in der Europäischen Union stärken.

Die Komplexität der EU

Velberg kann die Kritik an den oft lange dauernden Prozessen und der fehlenden gemeinsamen EU-Außenpolitik zwar nachvollziehen, sieht darin allerdings einen notwendigen Kompromiss, den das ausgeklügelte Zusammenspiel verschiedener europäischer Institutionen mit sich bringe. Es müssen sich "viele Räder drehen", bevor ein Gesetz beschlossen werden kann. "Ein Gespür für die Zusammenhänge" bekomme man erst vor Ort, meint Velberg.

Der Binnenmarkt, die Reisefreiheit, der Euro, Erasmus-Programme für Studierende oder auch einheitliche Roaming-Gebühren seien Vorteile, von denen Österreich nur dank der EU profitiert.