News 29.11.2024, 18:41

Handyverbot in der Schule im Jugendparlament behandelt

Schüler:innen schlüpften für einen Tag in die Rolle von Abgeordneten

Wie würden Jugendliche darüber entscheiden, wie und ob Smartphones in ihrem Schulalltag eingesetzt würden? Einen Einblick konnte man am heutigen Freitag im Parlament bekommen. Beim 26. Jugendparlament hatten Schüler:innen zwischen 14 und 15 Jahren die Möglichkeit, einen Tag lang im Hohen Haus in die Rolle von Abgeordneten zu schlüpfen und über einen fiktiven Gesetzesvorschlag zum Verbot von Smartphones, Smartwatches und vergleichbaren Geräten im Schulbereich und bei Schulveranstaltungen im Nationalrat zu entscheiden.

Beim Jugendparlament erfahren die Schüler:innen spielerisch, wie Gesetze entstehen – worin die Arbeit von Abgeordneten dabei besteht und wie der parlamentarische Prozess abläuft. Teilgenommen haben bei dieser Ausgabe über 100 Jugendliche aus der Modeschule Hallein, HTL1 Linz, BRG Salzburg, BRG Enns und PTS Schwanenstadt.

Ihnen lag ein Gesetzesantrag vor, laut dem Schüler:innen die Geräte zu Beginn des Schultages abgeben müssten und sie erst wieder beim nach Hausegehen zurückbekommen würden. Bei drei Verstößen gegen das Verbot sollte es einen Schulverweis geben. Vorneweg: Dieser Vorschlag wurde von den jugendlichen Parlamentariern kollektiv abgelehnt.

Bei den Klubsitzungen stimmten die Schüler:innen über ihre wichtigsten Positionen ab.

Diskussion und Austausch

Schon am Donnerstag fanden sich die Schüler:innen im Parlament ein, um ins Thema und den parlamentarischen Betrieb einzutauchen. Am Freitagmorgen startete dann die Arbeit in den "Klubs". Insgesamt gab es vier – Weiß, Gelb, Orange, Violett. Den Klubs standen "echte" Abgeordnete von allen Fraktionen zur Verfügung. Maximilian Weinzierl (FPÖ), Bettina Zopf (ÖVP), Bernhard Herzog (SPÖ), Christoph Pramhofer (NEOS) und Elisabeth Götze (Grüne) informierten über Abläufe und Regeln und gaben Tipps zur parlamentarischen Praxis.

Nachdem in den Klubs der vorhandene Gesetzesvorschlag diskutiert wurde, zeigte sich bald, dass die Schüler:innen nur teilweise damit einverstanden waren. "Unnötig", "übertrieben", "nicht alle Schulstufen sind gleich", "grundsätzlich eine gute Idee", hieß es etwa. Es ging also daran, Alternativen zu erarbeiten.

Im inhaltlich-thematischen Bereich wurden die Jugendlichen in der Diskussion von den Themenexpert:innen Barbara Buchegger (saferinternet) und Andreas Huber-Marx (digilearn) unterstützt.

In Ausschusssitzungen wurden schließlich die verschiedenen Standpunkte der Klubs erörtert. Nachdem die Jugendlichen schließlich in Koalitionsverhandlungen getreten waren – die rasch abgeschlossen werden konnten – , brachte die neue orange-weiße "Regierung" im Ausschuss einen Abänderungsantrag ein.

Die bedeutendsten Änderungen: Das Verbot soll bis zur 9. Schulstufe gelten, danach sollen Schüler:innen selbst entscheiden, ob sie das Smartphone benutzen oder nicht. Der Passus mit den Schulverweisen wurde gestrichen. Verstöße bis zur 5. Schulstufe sollen mit den Erziehungsberechtigten besprochen und geklärt werden. Ab der 5. Schulstufe gibt es Klassenbucheinträge. Gibt es mehr als drei Verstöße und führt ein Gespräch mit den Erziehungsberechtigten zu keiner Verhaltensänderung, sollen Sozialdienste geleistet werden. Die Ausschussmitglieder aller Fraktionen sprachen sich für den Antrag aus.

In den Ausschussitzungen wurde ein neuer Gesetzesvorschlag eingebracht.

Handyverbot im Jugendparlament verabschiedet

Um 15 Uhr startete die Debatte über den orange-weißen Gesetzesvorschlag im Plenum. Den Vorsitz übernahm Nationalratspräsident Walter Rosenkranz. Die Jugendlichen erläuterten ihre Argumente und Standpunkte und führten in der rund einstündigen Debatte aus, warum es ein Verbot von Smartphones bräuchte. Am Ende wurde das Smartphone-Verbot-Gesetz der Klubs Orange und Weiß mit den Stimmen von Gelb angenommen, Violett stimmte dagegen – etwa weil die Violetten die Sozialstunden bei Verstößen nicht gut hießen.

Die "richtigen" Abgeordneten zeigten sich in Abschlussworten begeistert von der Arbeit und den Reden der Jugendlichen. "Um die Zukunft der Demokratie braucht man sich in Österreich keine Sorgen machen", resümierte Nationalratspräsident Walter Rosenkranz. Kaum war die Sitzung zu Ende, konnten die 88 "Jungparlamentarier" über die Entwicklungen des Tages in der Zeitung des Jugendparlaments – gestaltet von ihren Mitschüler:innen - lesen, die an sie verteilt wurde. Oder die Social-Media-Kanäle des Parlaments besuchen, denn auch dort sorgten die Jugendlichen für Inhalt – vor und hinter der Smartphone-Linse.