Der Bundesrat gilt wahlweise als Sprungbrett oder Ausklang einer politischen Karriere. Doch ist das wirklich so? Der neue Open-Data-Showcase legt die Karrierewege österreichischer Parlamentarier:innen offen. Ein Fokus: der personelle Wechsel zwischen Nationalrat und Bundesrat seit 1950. Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik und Daniel Bliem von der Universität Wien zeigen, wie häufig Mandatar:innen die Kammer wechseln, welche Parteien dabei dominieren und wie lange Abgeordnete ihre Mandate im Schnitt innehaben.
Mandatsdauer im Nationalrat hat sich seit 1960er-Jahren halbiert
Bundesrat als Sprungbrett
Mitglieder des Bundesrates, die zuvor in ihrer Laufbahn schon ein Mandat im Nationalrat innehatten, sind selten zu finden. Hingegen ist der Anteil der Bundesratsmitglieder, die später einmal ein Nationalratsmandat übernehmen, deutlich höher. Besonders hoch liegt er zwischen den Jahren 1980 und 2000. Der Wechsel vom Bundesrat in den Nationalrat erfolgt also deutlich häufiger als umgekehrt. Damit bestätigt sich eine geläufige Annahme, dass der Bundesrat für viele Politiker:innen als Karrieresprungbrett dient.
Parteivergleich liefert ein ähnliches Bild
Ein genauerer Blick auf die Parteizugehörigkeiten verdeutlicht diese These: Bei ÖVP, SPÖ und FPÖ hatte nur ein kleiner Teil der Bundesrät:innen zuvor ein Nationalratsmandat inne, bei den Grünen war von 18 bisherigen Bundesratsmitgliedern der Partei sogar niemand zuvor im Nationalrat. In der Analyse berücksichtigt wurden nur Parteien, die im Untersuchungszeitraum über Fraktionsstatus im Bundesrat verfügten. Kleinere Parteien wie die NEOS blieben daher außen vor.
Sinkende Verweildauer
Auch die Verweildauer der Abgeordneten in Nationalrat und Bundesrat analysieren Ennser-Jedenastik und Bliem. Das Ergebnis: Parlamentarier:innen bleiben heute in beiden Kammern deutlich kürzer im Amt als früher. Besonders deutlich ist das im Nationalrat: Während Abgeordnete in den 1960er-Jahren oft über ein Jahrzehnt tätig waren, hat sich ihre durchschnittliche Mandatsdauer inzwischen mehr als halbiert. Gründe dafür sind ein zunehmend volatiles Wahlverhalten, das Entstehen neuer Parteien und die Häufung vorgezogener Neuwahlen.
Transparenz durch Open Data
In Kooperation mit der Universität Wien zeigt das Parlament, wie Daten des Parlaments eingesetzt werden können. Interessierte können auf die öffentlich zur Verfügung gestellten Daten des Gesetzgebungsprozesses zugreifen. Die angebotenen Datensätze reichen von Gesetzesanträgen über Bürgerinitiativen bis zu Informationen zu den einzelnen Parlamentarier:innen. So versucht die Parlamentsdirektion die Arbeit im Hohen Haus möglichst transparent zu gestalten.