News 05.02.2025, 13:29

Vor 80 Jahren: Die Zerstörung der Säulenhalle

Über 50 Luftangriffe fliegen die alliierten Truppen über Wien. Dabei ist es fast überraschend, dass das Parlament nur zweimal getroffen wird. Zu dieser Zeit fungiert das Parlament als Gauhaus – das NS-Machtzentrum für Wien. Die Ziele der Alliierten sind aber Fabriken und Verkehrsknotenpunkte, um die Kriegsindustrie der NS-Truppen zu zerstören.

Erst am 7. Februar 1945 gegen 11 Uhr treffen Bomben das Parlament. Nur zwei Wochen später – am 21. Februar – wird es gemeinsam mit vielen anderen Gebäuden der Wiener Innenstadt ein zweites Mal getroffen. Es sind der 40. und 45. Luftangriff auf Wien.

Wenig Informationen über viel Zerstörung

Viele Informationen zu den Angriffen gibt es nicht, denn Sekundärliteratur ist rar. Nur so viel ist bekannt: Am 7. Februar wird das Parlament zweimal getroffen. Eine Bombe schlägt in die Säulenhalle ein, beschädigt das Dach und den Boden. Zwei der 24 Monolithen werden komplett zerstört und das sogenannte Lebiedzki-Fries stark in Mitleidenschaft gezogen.

Zwei Säulen und das Wandfries werden direkt von den Bomben getroffen.

Ursprünglich über 120 Meter lang, stellt das Fries von Eduard Lebiedzki die lange Entwicklung der Kultur dar. Heute sind nur noch Fragmente des originalen Frieses zu sehen.

Die zwei zerstörten Säulen werden später mit neuen Monolithen aus demselben Salzburger Steinbruch ersetzt. Man kann sie heute noch anhand der abweichenden Farbgebung erkennen.

Artilleriefeuer zerstört Sitzungssaal

Es waren aber keine Bomben, die in den damaligen Sitzungssaal des Herrenhauses, den heutigen Nationalratssitzungssaal, einschlugen. Er wurde von Artilleriefeuer zerstört. Der Herrenhaussaal war das optische Gegenstück zum Bundesversammlungssaal, nur mit weniger Sitzplätzen.

Der heutige Nationalratssaal wird damals komplett zerstört.

Nach Ende des Krieges wird der Sitzungssaal nicht rekonstruiert, sondern in einem damals modernen Stil wieder aufgebaut. Diese Renovierung dauerte rund zehn Jahre.

Zerstörte Außenwand und Schreibmaschinen im Keller

Die zweite Bombe, die am 7. Februar im Parlament einschlägt, trifft eine Ecke des Parlaments und sprengt Teile der Außenmauer weg. Tote dürfte es im Parlamentsgebäude keine gegeben haben, schreibt die Historikerin Verena Pawlowsky in "Inbesitznahmen – Das Parlamentsgebäude in Wien".

Auch die Außenmauer des Parlaments wird bei einem der beiden Luftangriffe getroffen.

Ein Grund dafür könnten die Vorbereitungen der Nationalsozialisten gewesen sein: Seit dem Beginn der Luftangriffe müssen Mitarbeiter:innen ihre Schreibmaschinen bei Luftalarmen und über Nacht in den Luftschutzkeller bringen.

Dort im Keller schreibt der Nationalsozialist Josef Müller seinen Geliebten über die Zerstörung, wie "unser […] großes Zimmer – wo die Fräuleins gesessen sind – […] in die Tiefe gesunken" sei. Auch andere Räume seien durch die Angriffe unbrauchbar geworden. Von da an verbrachten die Mitarbeiter:innen des Gauhauses ihre Mittagspausen immer im Luftschutzkeller.

 

HINWEIS: Das Parlament beleuchtet 2025 drei Meilensteine der Demokratiegeschichte. Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, vor 70 Jahren wurde der Staatsvertrag unterzeichnet und vor 30 Jahren trat Österreich der EU bei. Mehr Informationen zum Jahresschwerpunkt 2025 finden Sie hier.