News 20.05.2025, 15:21

Zeitzeuge Peter Marboe über die Unterzeichnung des Staatsvertrags

Die Unterzeichnung des Staatsvertrags war für ihn ein Schlüsselerlebnis in seiner Jugend, erzählte der ehemalige Wiener Kulturstadtrat Peter Marboe den Schüler:innen einer siebenten Klasse des Wiener Gymnasiums der Dominikanerinnen. Am 15. Mai 1955 war er fast 13 Jahre alt. Die Unterzeichnung hat er über das Radio erlebt. Danach ist die Familie zum Belvedere gefahren. Marboe erinnert sich an einen "Jubeltag im ganzen Land". Er selbst habe ein Glücksgefühl gehabt, das sich schwer beschreiben lasse – "das Gefühl, wirklich frei zu sein".

Peter Marboe, ein Verwandter von Leopold Figl, war bei der Unterzeichnung des Staatsvertrags fast 13 Jahre alt. Er erlebte einen "Jubeltag".

Zu jenem Mann, der den Staatsvertrag damals für Österreich unterschrieben hat, hat Marboe eine familiäre Verbindung: Leopold Figl – für ihn "Onkel Leopold" – war mit der Cousine seiner Mutter verheiratet. Wenn Marboes Eltern verreist waren, passten die Figls auf ihn auf. Leopold Figl habe gut schnapsen können und sei ein begnadeter Witzeerzähler gewesen, schilderte Marboe. Und: "Ich habe Onkel Leopold nie mürrisch erlebt". Er sei immer konstruktiv und zuversichtlich gewesen, habe ohne Hass oder Resignation am Wiederaufbau Österreichs gearbeitet. Figl habe immer an Österreich geglaubt, auch während seiner Zeit im Konzentrationslager. Das habe ihn zum glaubwürdigen Gesprächspartner für die Alliierten gemacht. Für Marboe ist es ein "Glücksfall", dass nach dem Zweiten Weltkrieg besonders fähige, engagierte und glaubwürdige Politiker:innen am Werk gewesen seien.

Das Schlüsselwort der damaligen Zeit ist für Marboe "Demokratie". Dass es nach 1945 gelungen sei, Österreich als lebendige Demokratie wieder aufzubauen, sei der Verdienst der Politiker:innen und der Gesellschaft gewesen. Sie hätten die Bereitschaft gehabt, für Demokratie einzutreten. Auch heute müssten gerade junge Menschen um den Wert der Demokratie wissen.