NEWS - ARCHIV

Neue Folge Politik am Ring: Schafft der Tourismus ein fulminantes Comeback?

Dieser Artikel wurde archiviert.

Die Corona-Pandemie hat sich nachhaltig auf die Tourismusbranche ausgewirkt und stellt diese vor große Herausforderungen. Gingen vor der Pandemie die Zahlen fast ausnahmslos stetig und steil nach oben, durchlebt der Tourismus in Österreich derzeit die größte Krise seit Jahrzehnen. Nach über einem halben Jahr der Schließung haben die Betriebe nun wieder unter zahlreichen Auflagen und Restriktionen seit Mai geöffnet. Die sinkenden Infektionszahlen und die steigende Durchimpfung der Bevölkerung sowie das breitflächige Testangebot erzeugen in der Tourismuswirtschaft große Hoffnungen auf das Sommergeschäft. Die TouristInnen kehren langsam zurück, auch wenn Urlaubsreisen eine große organisatorische Herausforderung darstellen.

Was kann und soll die Politik tun, damit der Tourismus den Weg aus der Krise schafft? Welche Probleme hat die Tourismusbranche zu lösen? Welche Aussichten gibt es für diesen Sommer? Wie sieht die Zukunft des Tourismus im Allgemeinen aus? Darüber wie über den "Grünen Pass", das Instrument der Kurzarbeit, den Arbeitskräftemangel, systemische Fragen wie jene der Eigenkapitalquote, die Auszahlung der Hilfsgelder und die Finanzierungsagentur Cofag diskutierten gestern in der Internet-TV-Sendung Politik am Ring unter der Leitung von Gerald Groß VertreterInnen der fünf Parlamentsfraktionen, Norbert Kettner von WienTourismus sowie Sonja Wimmer vom Hotel "The Harmonie" in Wien.

Ein zentrales Thema der Diskussion war, wie der nun beginnende Sommer für die Tourismusbranche werden würde. Trotz großer Herausforderungen wie fehlender TouristInnen insbesondere aus Übersee hofft man auf ein fulminantes Comeback. So zeigte sich Gabriel Obernosterer, ÖVP-Mitglied im Tourismusausschuss und selbst Hotelier, etwa optimistisch, was die Sommersaison betrifft. Der "Grüne Pass" wie die 3G-Regeln würden allen Sicherheit bieten. Die SPÖ-Abgeordnete und Bereichssprecherin für Tourismus Melanie Erasim warnte allerdings davor, dieselben Fehler wie im vergangenen Sommer zu machen. Sollte im Herbst eine vierte Welle kommen und diese zu radikalen Schließungen führen, würden das viele im Tourismus nicht überleben.

Abgeordneter Gerald Hauser, Bereichssprecher der FPÖ für Tourismus, vertrat die Meinung, dass es Schuld der Regierung mit ihrem "permanenten Dauerlockdown" sei, dass die Tourismusbranche nun "vor dem Ruin steht". Man müsse den Tourismus arbeiten lassen, die Politik solle sich endlich heraushalten, hielt er fest. Diese Ansichten führten zu hitzigen Antworten der anderen Abgeordneten. Abgeordnete Barbara Neßler, Bereichssprecherin für Tourismus von den Grünen, kritisierte, die FPÖ würde Profit über Leben stellen.

Als grundlegend für den Neustart des Tourismus bezeichnete SPÖ-Abgeordnete Erasim Planungssicherheit und kritisierte diesbezüglich die Regierung. "Ich glaube, dass es in diesem Bereich einer der größten Fehler der Regierung war, dass da teilweise wirklich ein Beliebtheitswettbewerb vonstattengegangen ist, bei dem Marketing oft wichtiger als gutes Krisenmanagement war", sagte sie. Auch NEOS-Abgeordnete Fiona Fiedler betonte die Wichtigkeit dieses Elements: "Wir brauchen ganz klare Ansagen, was wir im Herbst tun, wenn wieder ein Infektionsgeschehen kommt. Wir brauchen ganz klare Richtlinien."

Mehrfach von Seiten der ParlamentarierInnen betont wurde, dass die Kurzarbeit wichtig gewesen sei und positive Wirkungen gezeigt habe. Nach Meinung von NEOS-Abgeordneter Fiedler müsste man sie nun aber beenden. Die nun durchgeführte Verlängerung sei angesichts der vielen offenen Stellen "ein Wahnsinn", da die Menschen wegen der Kurzarbeit Stellenangebote nicht annehmen würden.

Was den Arbeitskräftemangel im Tourismus betrifft, sprach Norbert Kettner, Geschäftsführer von WienTourismus, von einer dramatischen Lage. Es würde in diesem Bereich zu vielen Änderungen kommen, weswegen man langfristige Konzepte bräuchte, um damit umzugehen. Sonja Wimmer, seit Anfang 2020 Leiterin des Hotels "The Harmonie" in Wien, erklärte ausführlich die Probleme, die sich in ihrem Fall bei der Beantragung sowie der Auszahlung von Hilfsgeldern ergeben hätten. Sie habe noch kaum Geld bekommen, da wegen einer Umgründung eine Berechnungsbasis fehle. Wimmer kritisierte auch die Finanzierungsagentur Cofag: "Wir hatten wirklich das Gefühl, es ist eine Odyssee", meinte sie und sprach von einer "Blackbox". Diese Kritik an der Cofag äußerten auch die VertreterInnen der Oppositionsparteien. Man hätte die Hilfsgelder über das Finanzamt abwickeln sollen, "weil es einfach einfacher, einheitlicher, treffsicherer, transparenter und auch mit einer Kontrolle durchs Parlament gegangen wäre", so NEOS-Abgeordnete Fiedler.

Die nächste Sendung von Politik am Ring findet am Montag, dem 20. September 2021 statt. Sie wird wieder live ab 21 Uhr in der Mediathek der Website des Parlaments übertragen.

Weitere Informationen: