23. September: Internationaler Tag der Gebärdensprachen
Die Gebärdensprachdolmetscherin Sabine Zeller stand gestern bei der Eröffnung der Plenarsitzung direkt neben Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Sie übersetzte seinen Hinweis auf den "Internationalen Tag der Gebärdensprachen" und seinen Dank an die Gebärdendolmetscherinnen und -dolmetscher. Das "Danke" drückte der Nationalratspräsident selbst in Gebärdensprache aus. Sobotka empfahl auch einen Besuch im Museum "Hands up" im Schottenstift. Dort können Menschen ohne Gehörbeeinträchtigung erfahren, wie es ist, ohne Akustik zu kommunizieren.
Die Übersetzung in österreichische Gebärdensprache gibt es im Parlament seit etwa zwölf Jahren. 2005 kam es zur gesetzlichen Anerkennung dieser Sprache. Seit Juli 2009 gibt es regelmäßig live und simultan Übersetzungen in österreichische Gebärdensprache im Nationalrat, und zwar zwischen 9 und 19 Uhr. Damit diese Menschen die Nationalrats- und Bundesratssitzungen, Sondersitzungen, Enqueten und Sonderthemen mitverfolgen können, stehen derzeit 16 Dolmetscherinnen und Dolmetscher zur Verfügung. Sie werden von Sabine Zeller koordiniert.
Unter normalen Umständen wird vom Platz aus des Berichterstatters am Präsidium übersetzt. Coronabedingt erfolgt die simultane Dolmetschung derzeit im Obergeschoss 2A des Großen Redoutensaals. Sie kann in der Mediathek über einen Button am rechten, unteren Bildrand in die Live-Übertragung eingeblendet werden. In der Tagungsperiode 2020/21 wurden rund 250 Stunden der Plenarsitzungen übersetzt.
450.000 Menschen mit Höreinschränkung
In Österreich sind 450.000 Menschen von einer Höreinschränkung betroffen, 8.000 bis 10.000 davon sind gehörlos. Jedes Jahr soll der 23. September als "Internationaler Tag der Gebärdensprachen" auf die Wichtigkeit einer Kommunikationsmöglichkeit für Menschen mit Hörbeeinträchtigung aufmerksam machen.
Für Sabine Zeller ist der 23. September ein besonderer Tag. Sie hat die Zeit erlebt, in der die Gebärdensprache noch nicht anerkannt war. Ihre Eltern waren gehörlos. Für Zeller war es ein persönliches Anliegen, dass gehörlose Menschen das Recht und die Möglichkeit bekommen, sich in einer für sie verständlichen Sprache auszudrücken.
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