News in einfacher Sprache 18.04.2023, 16:42

Antisemitismus-Studie 2022 vorgestellt

Zum dritten Mal hat das Parlament im Jahr 2022 eine Studie über Antisemitismus in Österreich in Auftrag gegeben. Antisemitismus ist die feindliche Einstellung gegenüber Menschen mit jüdischem Glauben.

Das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) hat gemeinsam mit Demox Research 2.974 Personen zu ihren Einstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden befragt. Die Befragung fand im Herbst 2022 statt. Auch 2018 und 2020 sind schon Antisemitismus-Studien durchgeführt worden. 

Die Antisemitismus-Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, welche Faktoren großen Einfluss auf Antisemitismus haben: Verschwörungsmythen, Bildung und das Wissen über Jüdinnen und Juden.

Verschwörungsmythen versuchen, ein Ereignis oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären. Also dadurch, dass irgendeine Gruppe zielgerichtet und im Geheimen auf etwas hinarbeitet.

National­rats­präsident stellt Studie vor

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka betonte: Damit man die richtigen Maßnahmen gegen Antisemitismus setzen kann, braucht man gute Daten. Die Antisemitismus-Studie soll solche Daten liefern. Die Forschung hat gezeigt: Antisemitismus ist auch eine Gefahr für die Demokratie. Das österreichische Parlament möchte daher Antisemitismus bekämpfen und so die Demokratie stärken.

Ergebnisse der Studie

Die Studie zeigt: 

  • Wenn Studienteilnehmer:innen mehr an Verschwörungsmythen glauben, sind sie auch stärker antisemitisch.
  • Menschen mit höherer Bildung stimmen antisemitischen Aussagen deutlich weniger zu. Dabei macht oft die Matura den entscheidenden Unterschied.
  • Menschen mit einem Basiswissen über Jüdinnen und Juden und jüdische religiöse Feste sind deutlich seltener antisemitisch als Menschen, die dieses Wissen nicht haben.

Antisemitismus tritt in 5 Erscheinungsformen auf: 

  • Verschwörungs-Antisemitismus,

  • Schuldumkehr-Antisemitismus,

  • rassistischer Antisemitismus,

  • Antisemitismus mit Bezug zum Holocaust und

  • Antisemitismus mit Bezug zu Israel.

Die meisten Studienteilnehmer:innen haben eine neutrale Einstellung gegenüber Jüdinnen und Juden. Sie haben keine Vorurteile gegen Jüdinnen und Juden.

Jugendliche und junge Erwachsene

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen war kein eindeutiges Muster zu erkennen.

Manchmal sind sie stärker antisemitisch als Menschen über 25: zum Beispiel bei Aussagen, die den Holocaust verharmlosen. Der Holocaust ist die Vernichtung von Menschen mit jüdischem Glauben während des 2. Weltkriegs. 

Manchmal sind Jugendliche und junge Erwachsene aber auch gleich oder weniger stark antisemitisch. 

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist: Bildungseinrichtungen können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass Antisemitismus reduziert wird. Besonders dann, wenn sie das Thema Antisemitismus im Unterricht ansprechen. 

Personen mit Migrationsgeschichte

Personen mit familiärer Migrationsgeschichte aus der Türkei oder aus einem arabischsprachigen Land zeigten eine deutlich stärkere antisemitische Einstellung als die österreichische Bevölkerung insgesamt. Das wurde beim Antisemitismus mit Bezug zu Israel besonders deutlich.